Was ist nachhaltig und was nicht? Diese Frage beschäftigt die Finanzbranche. Denn das Thema rückt durch mehrere Regelwerke auf der Agenda nach oben. Zudem stecken Anleger immer mehr Mittel in entsprechende Fonds. Dadurch wächst der Bedarf an Bewertungsmaßstäben, die die Fondswelt anhand ökologischer, ethischer und sozialer Kriterien (ESG) filtern. So führt das auf vermögensverwaltende Fonds (VV-Fonds) ausgerichtete Researchhaus MMD Analyse & Advisory entsprechende Angaben nun in seiner Datenbank auf. Welche Ratings die beiden größten VV-Fonds je MMD-Kategorie haben – klicken Sie durch die Chartgalerie oben!

Entsprechende Bewertungen erstellen Researchhäuser wie Morningstar, Mountain-View sowie MSCI oder Climetrics. "Siegel und Ratings helfen durchaus", sagt Mirko Hajek, Geschäftsführer beim Vermögensverwalter RP Rheinische Portfolio Management. "Wenn ein Fonds durchweg hohe Nachhaltigkeitsbewertungen hat, kann ein Käufer relativ sicher sein." Im Umkehrschluss heiße das aber nicht, dass ein Fonds ohne Bewertungen nicht genauso nachhaltig ausgerichtet sein kann. "Dafür muss man tiefer in den Investmentprozess eintauchen."


Die vollständige Übersicht über die Nachhaltigkeits-Noten der VV-Fondsflaggschiffe und welche Portfolios das FNG-Siegel oder das Österreichische Umweltzeichen tragen, finden Sie in FONDS professionell 3/2021 ab Seite 64. Angemeldete Leser finden den Artikel auch hier im E-Magazin.


Den ESG-Ratings wohnen jedoch auf zwei Ebenen Tücken inne. Einerseits setzen solche Scorings unterschiedliche Schwerpunkte, was als nachhaltig zu verstehen ist und was nicht. "Wenn Nachhaltigkeitsratings deutlich voneinander abweichen, liegt dies meist an grundsätzlich unterschiedlichen Definitionen", erläutert Hajek. "Mittlerweile gibt es aber Plattformen, die ein Konsensrating wie bei der Bonität zu erstellen versuchen."

Auf der zweiten Ebene steht die Verfügbarkeit der Daten für ein Portfolio. Gerade bei VV-Fonds lässt sich mitunter gar kein ESG-Rating erstellen, weil insbesondere für den Anleihenteil nicht ausreichend Angaben zu den enthaltenen Wertpapieren verfügbar sind. "Die Datenqualität ist ein Problem für Mischfonds", sagt Valentin Pernet, bei Oddo BHF Asset Management für das ESG-Research verantwortlich. "Denn die unterschiedliche Datenlage und die ESG-Ratingmethodiken erschweren es, Unternehmen zu bewerten und zu vergleichen", umreißt Pernet die Problematik. (ert)


Erläuterungen zu den ESG-Ratings: Mountain-View Ethisch-Dynamischer Anteil (EDA): 0 bis 100 Punkte; Mountain-View/Offenlegungsverordnung: Basic = UN-PRI und Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsrisiken (Artikel 6 Offenlegungs-VO), ESG = UN-PRI und Artikel 8, Impact = UN-PRI und Artikel 9, Neutral = keine der vorigen Einstufungen; Morningstar Sustainability Rating: 1 bis 5; Climetrics: 1 bis 5; MSCI ESG Fund Ratings: CCC bis AAA.