Der Großteil der europäischen Asset Manager ist der Ansicht, dass die Finanzmarktrichtlinie Mifid II den grenzüberschreitenden Fondsvertrieb nicht fördern, sondern eher behindern wird. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage des auf die Fondsindustrie spezialisierten Analyse- und Marktforschungshauses Cerulli Associates. Demnach erwartet rund ein Drittel der Befragten einen Rückgang im grenzüberschreitenden Fondsverkauf. Dies betrifft vor allem unabhängige Fondshäuser, die als Drittanbieter ihre Produkte über Kanäle wie Banken vertreiben.

"Mifid II soll Transparenz, Verantwortung und Kooperation über den gesamten Vertriebsweg hinweg fördern und die Position der Endanleger stärken. Doch es ist bemerkenswert, dass praktisch keiner in der Industrie erwartet, dass die Richtlinie diese Ziele erreicht", sagt Angelos Gousios, Leiter des europäischen Retail-Research bei Cerulli.

Mit Inkrafttreten der Richtlinie werde es für Drittanbieter schwieriger, ihre Produkte bei den Fondsselektoren von Banken, Versicherungen oder Vermögensverwaltungen zu positionieren. Denn diese würden die Zahl der Drittanbieter reduzieren – und eher auf hauseigene Produkte zurückgreifen.

Mehr Klarheit
Der Umfrage zufolge glauben 27 Prozent der Anbieter, dass der grenzüberschreitende Vertrieb zurückgehen wird, vier Prozent glauben sogar an einen starken Rückgang. Der Großteil (54 Prozent) erwartet keine Veränderung, lediglich vier Prozent rechnen mit einer Steigerung – und wenn, dann auch nur mit einer moderaten.

"Der Schlüssel wird sein, wie die Richtlinie jeweils in den Ländern ausgelegt wird", sagt Barbara Wall, Europa-Geschäftsführerin von Cerulli. "Wir werden vielleicht eine Rückwärtsbewegung bei der Vereinigung des europäischen Marktes erleben." Anbieter sollten aber auch die Chancen der Regulierung nutzen. Denn der größere Datenaustausch mit den Vertrieben erlaube es den Managern, mehr Klarheit über ihre Investoren und die Rolle, die Fonds in den Kundenportfolios spielen, zu erlangen. (ert)