Privatkunden orientieren sich bei der Geldanlage unbewusst an der Summe ihres ersten Investments. Zu diesem Ergebnis kommt eine im "Journal of Behavioral Finance" veröffentlichte Studie, auf die die Seton Hall University aus South Orange im US-Bundesstaat New Jersey hinweist.

Die Autoren der Studie, die beiden Seton-Hall-Professoren Jennifer Itzkowitz und Andrew Schwartz sowie der Verhaltenswissenschaftler Jesse Itzkowitz vom Marktforschungsinstitut Ipsos, analysierten das Verhalten von mehr als 150.000 Brokerage-App-Kunden. Demnach entsprach die Summe bei 19 Prozent aller Aktienkäufe exakt der Summe der ersten Order. Einen solchen "Anker-Effekt" gab es in allen Anlegergruppen – egal ob jung oder alt, männlich oder weiblich. Wirklich rational ist das nicht – das wäre eher der Fall, wenn die Anlagesumme in Abhängigkeit mit dem verfügbaren Einkommen steigen oder fallen würde.

Der Betrag auf der Geschenkkarte entscheidet über spätere Investments
Vergleichbare "Anchoring"-Effekte seien bei zahlreichen Entscheidungen zu beobachten, sagt Jesse Itzkowitz, beispielsweise bei Gerichtsurteilen, Auktionspreisen und der Immobilienbewertung. Die Menschen seien sich dessen nur nicht bewusst.

Um zu unterstreichen, dass die investierte Summe tatsächlich oft nicht das Ergebnis einer rationalen Entscheidung ist, nahmen die Forscher das Verhalten von Brokerage-Kunden, die Geschenkkarten einlösten, näher unter die Lupe. Die Summe, die auf diesen Karten gutgeschrieben ist, wird vom Schenkenden bestimmt, der Beschenkte hat darauf keinen Einfluss. Dennoch investierten die Beschenkten bei späteren Orders genau oder zumindest annähernd den Betrag, der einst auf der Geschenkkarte gestanden hatte.

Tipp: Sich verpflichten, die Anlagesumme im Laufe der Zeit zu erhöhen
Der oft gehörte Ratschlag, das ratierliche Anlegen doch mit einer kleinen Summe zu beginnen, erscheint vor dem Hintergrund dieser Erkenntnisse in einem neuen Licht: Es erhöht das Risiko, langfristig viel weniger zu sparen, als eigentlich möglich beziehungsweise nötig wäre. "Eine kleine Änderung in der ersten Summe, die jemand investiert, kann langfristig große Auswirkungen haben", sagt Jennifer Itzkowitz. "Es reicht nicht, die Menschen dazu zu bringen, überhaupt mit der Geldanlage zu beginnen. Wir müssen sie dazu ermutigen, die ideale Summe zu investieren, nicht eine minimale Summe."

Die Forscher empfehlen Anlegern daher, sich von vornherein dazu zu verpflichten, die Anlagesumme im Laufe der Zeit zu erhöhen. Finanzunternehmen raten sie, ihren Kunden eine solche Verpflichtung ans Herz zu legen. (bm)