Der britische Fondsverband hat in einer Studie "null Hinweise" auf versteckte Gebühren in aktiv gesteuerten Portfolios gefunden. Mit der Untersuchung will die Investment Association Vorwürfe widerlegen, dass Anbieter ihren Kunden heimlich Kosten aufbürden. Verbraucherschützer hatten der Branche immer wieder vorgeworfen, Anlegern gegenüber den wahren Preis von Investmentfonds zu verschleiern. Sie würden das Fondsvermögen mit unzähligen Kosten und Gebühren belasten, die eigentlich der Anbieter übernehmen sollte.

Der britische Verband kommt nun aber zu dem Schluss, dass versteckte Gebühren "das Monster von Loch Ness" der Investmentwelt seien. Sprich: Es gebe sie gar nicht. Die Branche nehme entsprechende Vorwürfe zwar ernst, habe aber in der Untersuchung keine Hinweise auf ungebührliche Kostenbelastungen gefunden. Alle Kosten seien transparent in den Jahresberichten der Fonds aufgeführt. Die Auswertung entstand in Zusammenarbeit mit dem Londoner Analysehaus Fitz Partners. Auch hierzulande hatte ein Institut immer wieder überzogene Gebühren bei aktiven Fonds angeprangert, wie FONDS professionell ONLINE berichtete.

"Amateurhaft" und "Nonsens"
Die Studie untersuchte 1.350 Fonds. Im Schnitt betrug die Kostenbelastung inklusive der Handelsgebühren, die nicht in den gängigen Kennziffern erfasst werden, 1,59 Prozent. Zudem hätten die untersuchten Manager im Schnitt ihre Vergleichsmärkte um 0,71 Prozent pro Jahr übertroffen. Dies spreche gegen den Vorwurf versteckter Gebühren. Weiterhin betrage die Umschlagquote bei Aktienfonds im Schnitt 40 Prozent. Auch dies deute nicht darauf hin, dass Manager ihre Portfolios zu häufig umschichten und die Anbieter oder verbundene Häuser an den dadurch aufgeblähten Handelsgebühren verdienen.

Kritiker sehen die Studienergebnisse aber mit Skepsis. So bezeichnete die Gründerin der britischen Transparenzbewegung "True & Fair Campaign", Gina Miller, die Studie der "Financial Times" zufolge als "amateurhaft" und "Nonsens". "Das klingt wie eine PR-Übung, die zeigen soll, wie wundervoll die britische Fondsindustrie doch ist", sagte die unabhängige Vermögensverwalterin der Zeitung.

"Die Industrie macht aus Deinem Geld mehr als Du selbst"
Miller kritisiert, dass die Studie nur "überlebende" Fonds untersucht habe, somit also einen "Survivorship Bias" enthalte. Produkte mit guter Wertentwicklung werden größer und bleiben bestehen. Schlechter laufende Fonds verlieren an Gewicht und verschwinden vom Markt – und aus den Datenbanken. Außerdem habe die Studie Elemente der Transaktionskosten nicht mit einbezogen.

Auch der ehemalige Chef der Investment Association, Daniel Godfrey, hält die Ergebnisse der Studie nicht für ganz so glänzend wie die Branche selbst. "Es kostet Dich 1,5 Prozent, um eine Rendite von 0,7 Prozent zu bekommen. Die Industrie macht aus Deinem Geld also mehr als Du selbst", sagte Godfrey leicht spöttisch der "Financial Times". Der Ex-Verbandschef hatte im vergangenen Jahr seinen Posten räumen müssen, weil einigen Mitgliedern die von ihm angestoßene Transparenzoffensive zu weit gegangen war (FONDS professionell ONLINE berichtete). (ert)