Den Portfoliomanagern in den Private-Banking-Einheiten der Banken und bei Vermögensverwaltern gelingt es im Großen und Ganzen nicht, nach Abzug der Kosten ein vergleichbares Indexportfolio zu übertreffen, das Aktien und Anleihen mischt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Instituts für Vermögensaufbau (IVA) im Auftrag des Indexfonds-Anbieters Vanguard. Die Studie stützt sich auf einen Zeitraum von 15 Jahren und untersuchte die Depots der Private-Banking-Kunden von Großbanken, regionalen Geldhäusern sowie unabhängigen Vermögensverwaltern.

"Wir beobachten ein systematisches Muster, das eine Underperformance der aktiven Manager zeigt", sagte IVA-Gründer und Portfoliomanager Andreas Beck bei der Präsentation der Studie auf einer Veranstaltung von Vanguard. Das Ergebnis entspringe nicht den Gebühren, betonte Beck. Denn die Kosten hatte das Analyseteam sowohl bei den realen Portfolios wie auch bei den zum Vergleich hinzugezogenen Indexportfolios abgezogen. Bei den Benchmark-Indexportfolios setzte das Team die durchschnittliche Gebührenhöhe im Private Banking in Höhe von 1,48 Prozent per annum an.

"Umschichtung kostet Rendite"
"Die Performance-Unterschiede können den Handlungsmustern der Portfoliomanager zugeordnet werden", hielt Beck fest. So sei es zwar den aktiven Managern gelungen, in relativ ruhigen Börsenjahren wie 2015 und 2019 eine Wertentwicklung abzuliefern, die im Rahmen einer erwartbaren Bandbreite lag. Doch in turbulenten Jahren wie 2016 oder 2018 hätten die Portfoliolenker eine deutliche Underperformance aufgetürmt. "In solchen Jahren wird viel umgeschichtet – aber nachdem die Märkte eingebrochen sind", erläuterte Beck.

Die Portfoliomanager im Private Banking und der Vermögensverwaltung würden also sehr zyklisch agieren, folgerte der Wissenschaftler, der mit seiner Gesellschaft Index Capital auf börsengehandelten Indexfonds (ETFs) fußende Mischfonds-Strategien anbietet. "Umschichtung kostet Rendite. Nichtstun bringt mehr als hektisches Umschichten", meinte Beck. Das in der Studie mit dem Titel "Sicherheit als Risiko" zum Vergleich herangezogene Indexportfolio sei lediglich regelmäßig rebalanciert worden.

Anleihen als Ausnahme
Das zyklische Handeln sei nicht nur mit Blick auf den Ein- und Ausstiegszeitpunkt in die Aktienmärkte zu beobachten, sondern auch bei der regionalen Aufteilung. "Vor 2008 wurden die Schwellenländer hoch gewichtet, weil diese gut gelaufen waren", berichtete Beck. Dafür sei Nordamerika untergewichtet worden. Mit der guten Performance der US-Technologiewerte in den vergangenen Jahren sei nun jedoch Nordamerika übergewichtet und Schwellenländer seien untergewichtet.

Allerdings sei die systematische Underperformance nur beim aktiv gesteuerten Aktienteil zu beobachten gewesen. "Im Anleihenmanagement gibt es andere Prozesse und Bewertungsverfahren", erläuterte Beck auf der Vanguard-Veranstaltung. So hätten die Portfoliomanager im Wealth Management etwa rechtzeitig vor der Zinswende 2022 die Duration in den Kundendepots heruntergefahren und somit größere Verluste verhindert.

"Der Mensch liebt Geschichten"
Als Erklärung für das generell schwache Abschneiden hätten viele der befragten Banken und Vermögensverwalter auf den Wunsch der Kunden nach aktiven Eingriffen verwiesen, berichtete Beck weiter. Mit aktivem Management könnten die Anbieter ihre Gebühren rechtfertigen. Zudem ließen sich etwa mit Investments in Trendthemen die Kunden mitunter überhaupt erst für eine Anlage an den Kapitalmärkten gewinnen. "Der Mensch liebt Geschichten", erläuterte Beck. "Storys wie Wasserstoffaktien helfen da natürlich." Dabei seien Themeninvestments sehr zyklisch und im Portfolio wenig förderlich. "Doch ein Index ist sehr abstrakt", erklärte Beck. Das lasse sich im Beratungsgespräch schwer vermitteln. (ert)