Zwischen der Performance eines Fonds und der Rendite, die seine Anleger im Durchschnitt erzielen, klafft eine beträchtliche Lücke. Zu diesem Ergebnis kommt eine soeben veröffentlichte Studie des Analysehauses Morningstar.

Für ihre Erhebung untersuchten die Analysten die Daten von Fonds aus sechs Ländern, darunter Luxemburg und Irland, die rund 55 Prozent des verwalteten Vermögens in Europa ausmachen. Betrachtet wurde der Fünfjahreszeitraum zwischen dem 1. Juli 2018 und dem 30. Juni 2023. Dabei ermittelte Morningstar nicht nur die Gesamtrendite (Total Return) eines Fonds, die den Wertzuwachs über den Zeitraum widerspiegelt und mit einem Buy-and-Hold-Ansatz erzielt werden kann, sondern auch die sogenannte geldgewichtete Rendite. Bei dieser "Anlegerrendite" (Investor Return) wird die Höhe der Vermögenswerte des Fonds in verschiedenen Zeiträumen in die Renditeberechnung einbezogen, es wird also berücksichtigt, wann Investoren dem Manager neues Geld anvertraut und wann sie es wieder abgezogen haben (siehe Grafik).


Das Ergebnis: In den meisten Fällen verursachte das Timing der Anleger beim Ein- und Ausstieg einen Wertverlust im Vergleich zu einem Buy-and-Hold-Investment. "In den letzten Jahren waren die Märkte schwer zu navigieren. Zeitweise entwickelten sie sich überschwänglich und verleiteten Anleger dazu, etwa bei Technologieaktien auf Renditejagd zu gehen. Andererseits veranlassten Ereignisse wie die Covid-Pandemie und der Ukraine-Krieg viele dazu, aus Angst vor Verlusten aus ihren Fonds zu fliehen", erklärt Matias Möttölä, Director of Manager Research bei Morningstar. "Unsere Studie zeigt, dass es für viele Anleger am besten gewesen wäre, bei ihren Anlagen zu bleiben, anstatt zu versuchen, die Märkte auf der Suche nach großen Gewinnen mit ausgefallenen Fonds zu timen."

Regionale Unterschiede
Allerdings gibt es regionale Unterschiede. Die geringsten Verluste durch ungünstiges Timing erlitten Fondsanleger in Australien und dem Vereinigten Königreich. Die Morningstar-Analysten erklären sich das wie folgt: "Diese Märkte zeichnen sich durch eine ganzheitlichere Finanzberatung aus als die übrigen in der Studie berücksichtigten Märkte, in denen Fonds oft als isolierte Produkte verkauft werden."

Am größten war die Renditelücke demnach in Irland und Luxemburg, die viele in der ganzen Europäischen Union vertriebene Fonds beherbergen. In Hongkong litten Investoren gar unter negativen absoluten Renditen, weil die chinesischen Märkte schwierige Zeiten durchliefen.

Von plus 17 auf minus drei Prozent per annum
Ein weiteres Ergebnis der Studie: Über alle Anlageklassen hinweg waren es in der Regel die volatilsten Kategorien und die volatilsten Fonds innerhalb jeder Morningstar-Kategorie, in denen die Anleger einen größeren Teil ihrer Rendite durch das Timing der Käufe und Verkäufe verloren.

Bei Indexprodukten fiel die Renditelücke der Anleger im Schnitt kleiner aus als bei ihren aktiv gemanagten Wettbewerbern. Es gibt aber prominente Gegenbeispiele. So wird in der Studie ein Clean-Energy-ETF erwähnt, dessen Total Return im Betrachtungszeitraum stolze 17 Prozent per annum betrug. Beim durchschnittlichen Anleger kam davon aber nichts an – im Gegenteil: Der Investor Return war sogar negativ, er lag bei minus drei Prozent im Jahr. Die Renditelücke betrug also 20 Prozentpunkte per annum. (bm)


Die vollständige Studie "Mind the Gap 2023 – Investor Returns Around the World" können Interessierte hier anfordern (externer Link).