Mikrofinanzfonds verbinden eine soziale mit einer finanziellen Rendite, entwickeln sich unkorreliert zu traditionellen Assetklassen und gelten daher allgemein als geeignet, das Gesamtrisiko im Depot zu reduzieren. Die Frankfurter Fondsboutique Invest in Visions hat in Zusammenarbeit mit der Technischen Hochschule Köln nun aber erstmals die Diversifizierungseffekte der Assetklasse Mikrofinanz über einen langen Zeitraum von 18 Jahren wissenschaftlich untersucht. 

Es zeigte sich: Mikrofinanzprodukte haben das Potenzial, das Risiko-Rendite-Verhältnis eines klassisch gemischten Portfolios zu verbessern. Allerdings zeichnen sich neue Trends bezüglich der Richtung und der Stärke der Korrelationen von Mikrofinanz mit anderen Anlageklassen ab. Investoren müssen daher gerade in (finanziellen) Krisenzeiten den Anteil von Fonds mit doppelter Rendite im Depot stärker differenzieren.

Vergleich verschiedener Indizes 
Der Symbiotics Microfinance Index (SMX) als Benchmark für die Anlageklasse wurde verglichen mit Indizes des Anleihe-, Aktien-, Geld- und Krypto-Marktes. Zusätzlich wurde zwischen traditionellen und nachhaltigkeitsorientierten Indizes unterschieden. Der Beobachtungszeitraum für den Krypto-Index und die nachhaltigkeitsorientierten Anlagen fiel naturgemäß kürzer aus als 18 Jahre. Die Korrelationsuntersuchungen bezogen sich jeweils auf ein Jahr sowie auf drei Sechs-Jahres-Perioden.

Die Resultate der Analysen fördern zum Teil überraschende Erkenntnisse zutage: Es stellt sich heraus, dass mit jeder Periode negative Korrelationen schwächer und positive Korrelationen stärker wurden. Auffällig sei zudem, dass im traditionellen Anleihesektor eine positive Korrelation zu verzeichnen ist, während die traditionellen Aktienmärkte keine statistisch signifikante Korrelation aufweisen, so die Studienautoren. Bemerkenswert sei dabei, dass die Korrelation von Mikrofinanz und Anleihemärkten im Zeitverlauf zunehmend stärker wird. 

Verhalten in Krisen
Die Studie untersuchte auch das Korrelationsverhalten in Krisenzeiten, wenn das Diversifizierungspotenzial am wichtigsten ist. Dazu wurde die Entwicklung von Mikrofinanz während der Finanzkrise, der Corona-Pandemie, zu Beginn des Russland-Ukraine-Konflikts und im Krisenjahr 2015 analysiert. Selbst in den Hochphasen der jeweiligen Krisen stiegen oder fielen die Mikrofinanzrenditen nicht mehr als um ein Prozent. Dies verdeutlicht, wie niedrig die Volatilität des Mikrofinanzsektors ist.

Aber: Im Corona-Jahr 2020 hat sich die Anzahl signifikant positiv korrelierter Indizes im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verdoppelt. "Sollten derartige Verlagerungen in Richtung positiver Korrelation insbesondere in Krisen auftreten, würde dies den Effekt der Risikoreduzierung erheblich verringern", schreiben die Studien-Autoren. 

Standardabweichung von Renditen nimmt ab
Um das Diversifikationspotenzial zu bewerten, wurden abschließend für traditionelle, nachhaltigkeitsorientierte Mikrofinanzanlagen Portfolios mit unterschiedlichen Zielgrößen konstruiert und miteinander verglichen. Die empirischen Untersuchungen zeigten, dass in einem gleichgewichteten Portfolio verschiedener Anlageklassen die Standardabweichung der Renditen mit zunehmendem Mikrofinanzanteil immer geringer wird. 

Dies sei auf die geringe Korrelation des SMX mit den anderen Indizes zurückzuführen, der über den gesamten Betrachtungszeitraum deutlich weniger um seinen Mittelwert schwankt als die Vergleichsindizes. "Mikrofinanz kann also unabhängig von der Gewichtung das Gesamtrisiko reduzieren. Zugleich können größere Diversifikationsvorteile als mit vergleichbaren Aktien- und Anleihenindizes aus dem Nachhaltigkeitssektor erzielt werden", urteilen die Autoren.

Die Studie habe deutlich gemacht, dass Mikrofinanz nach wie vor das Potenzial besitze, ein Portfolio traditioneller Anlageklassen zu diversifizieren und das Risiko erheblich zu senken. "Gleichzeitig müssen nachhaltig orientierte Investoren aber auch mit Renditeeinbußen rechnen, wenn sie Mikrofinanz in ihr Portfolio integrieren", heißt es weiter. Gerade für risikoaversere Investoren sei Mikrofinanz folglich auch abgesehen von der sozialen Rendite eine attraktive Anlage, die die Effizienz des Portfolios steigern könne. (am)