Die Abwärtsspirale bei den Preisen im Fondsmanagement hat ihren Tiefpunkt erreicht. Dies sagt Stefan Kuhn, Deutschlandchef von SPDR, dem Ableger für börsengehandelte Indexfonds (ETFs) des US-Finanzkonzerns State Street, im Gespräch mit FONDS professionell ONLINE. "Bei den Gebührensenkungen glaube ich, dass der Boden erreicht ist", meint Kuhn.

Die Gebühren im Asset Management sinken seit Jahren. Ein Grund ist die Konkurrenz durch günstige, passive Produkte. So fielen die Fondskosten insgesamt über die vergangenen sieben Jahre europaweit um ein Fünftel, zeigte jüngst eine Auswertung der Ratinggesellschaft Morningstar. Im Ringen um das Anlegergeld tobt vor allem im Passiv-Feld ein knallharter Preiswettbewerb. Allein bei Indexfonds purzelten die Gebühren um 30 Prozent.

Preis-Leistungs-Verhältnis am Limit
Doch die Anbieter gelangen offenbar langsam an die Grenze des betriebswirtschaftlich Machbaren. "In der Branche lässt sich eine Abkehr vom Gedanken an eine bloße Steigerung des verwalteten Vermögens hin zu mehr Profitabilität erkennen", erläutert Kuhn. Gewisse Elemente ließen sich zwar beim Management eines ETFs automatisieren und somit Kosten sparen. "Doch gutes Management hat seinen Preis – und die Indexabbildung bedarf einer guten Steuerung."

Weiterhin sollten Anleger nicht allein auf die Fondsgebühren schauen, sondern die Gesamtkosten eines Investments im Blick behalten. "Neben den Verwaltungsgebühren für einen Fonds sind da auch die An- und Verkaufskosten sowie die Abweichung vom Index zu berücksichtigen", betont der SPDR-Manager. "Dabei spielt natürlich eine Rolle, ob ein Investor den ETF kurz- oder längerfristig halten möchte". Der Tracking Error, also die Differenz zwischen Fondswert und Stand des zugrundeliegenden Börsenbarometers, sollte niedriger sein, je günstiger das Produkt ist. "Das ist aber nicht immer der Fall", merkt Kuhn an.

Nachhaltigkeitsschwenk beim Wiedereinstieg
Grundsätzlich rechnet der Länderchef mit einem weiteren Wachstum passiver Investments. "Immer mehr Kundengruppen entdecken ETFs für sich. So hat die Tendenz zu ETFs bei Sparplänen und im Trading deutlich zugenommen", führt Kuhn aus. Neben den Direktbrokern fänden sie aber auch bei Vermögensverwaltern zunehmend Verwendung. Insbesondere bei Anleihen und nachhaltigen Strategien wolle State Street einen Schwerpunkt setzten und neue Anleger gewinnen.

Im Zuge des Corona-Crashs im Frühjahr 2020 hätten viele Anleger, die sich von Fondsanteilen trennten, den Wiedereinstieg genutzt, um auf Indexfolger umzuschwenken, die ökologische, soziale und ethische Kriterien (ESG) beachten. "Nachhaltigkeit wird 2021 ein Thema bleiben", zeigt sich Kuhn überzeugt. Auch bei Renten sieht er Potenzial. "Hier können wir einen Mehrwert bieten." Denn es gestalte sich schwieriger, einen Anleihenindex als ein Aktienbarometer abzubilden. "Dies liegt unter anderem an der Geld-Brief-Spanne sowie der Liquidität im Rentenhandel und auch an steuerlichen Aspekten."

"Lackmustest bestanden"
Weiterhin hätten Renten-ETFs in der Covid-19-Pandemie "ihren Lackmustest bestanden", so der SPDR-Mann. "Unter Anlegern kursierte die Sorge, ob Anleihen-ETFs liquide bleiben. Sie haben bewiesen, dass sie handelbar bleiben." Grundsätzlich sieht Kuhn aber ausreichend Platz für Index- wie auch für herkömmliche Investmentstile. "Aktiv und passiv sind zwei Seiten derselben Medaille", betont Kuhn. "Aktive Manager tun sich häufig schwer damit, ihre Kosten zu erwirtschaften. Aber es gibt diese Fälle. ETFs punkten dagegen mit ihrem günstigen Preis." (ert)