Der Ausstieg Großbritanniens aus der europäischen Staatengemeinschaft dürfte den Finanzsektor der Insel hart treffen. Die britische Finanzaufsicht FCA hat berechnet, dass 5.500 Finanzdienstleister mit dem Brexit ihre Eintrittskarte für den europäischen Binnenmarkt verlieren könnten. Banken und Fondshäusern der Londoner City sehen sich künftig womöglich mit hohen Hürden konfrontiert, wenn sie ihre Dienste auf dem europäischen Festland anbieten wollen.

Umgekehrt verlieren womöglich aber auch rund 8.000 Finanzdienstleister aus Kontinentaleuropa den Zugang zum britischen Markt – je nach Ergebnis der Brexit-Verhandlungen. Viele amerikanische, japanische oder auch Schweizer Banken haben einen Ableger am Finanzplatz London aufgebaut, um von dort aus ihr Geschäft in der EU zu betreiben. Seit dem Votum für einen EU-Austritt schmieden Banken und Asset Manager nun Pläne, wie sie ihre Europa-Ableger künftig aufstellen sollen. Ein Weg wäre, die Standorte von London weg zu verlagern, etwa nach Frankfurt, Paris oder Dublin.

Viel Vermögen liegt in London
Die Verhandlungen über die Details des Brexit haben allerdings noch nicht einmal begonnen. Auf Seiten der verbliebenen EU-Staaten wurden Stimmen laut, die eine harte Linie gegenüber Großbritannien fordern. Setzten sich diese durch, könnte der Zugang für britische Firmen nach Kontinentaleuropa erheblich erschwert werden.

Das könnte insbesondere Europas Finanzwelt empfindlich treffen. Denn 40 Prozent des in Europa verwalteten Vermögens und 60 Prozent des Kapitalmarktgeschäfts entfallen auf britische Finanzfirmen. Dies berichtet die "Financial Times". Die Wirtschaftszeitung beruft sich auf eine Studie der Kanzlei Clifford Chance und der Unternehmensberatung Global Counsel für den britischen Bankenverband. (ert)