Big Techs haben "eine beeindruckende Präsenz im Finanzdienstleistungssektor aufgebaut". So fassen die Analysten der Unternehmensberatung ZEB eine Untersuchung des Marktes zusammen. Gemeint sind zum einen die unter dem Kürzel GAMA zusammengefassten
amerikanischen Daten-Konzerne Google, Apple, Meta (Facebook) und Amazon. Doch noch weiter fortgeschritten sind die großen Tech-Konzerne aus China: Tencent, Alibaba und Baidu.

Eine Aufstellung der ZEB-Experten zeigt, wie breit die Palette der Finanzprodukte ist, die die Big Techs innerhalb und außerhalb der EU derzeit anbieten.

Quelle: ZEB

Tencent deckt laut den Angaben mit der "WeBank" – der größten digitalen Bank Chinas – das gesamte Leistungsspektrum von Zahlungsverkehr bis Kredite ab. Alibabas Tochtergesellschaft Ant Group wiederum dominiere mit "Alipay" den digitalen Zahlungsverkehr in China. Und der Suchmaschinenbetreiber Baidu ist neben anderen Services mit der Plattform "Baidu Wealth" in der Vermögensverwaltung aktiv.      

Keines der globalen Big Techs ist europäisch. Europas Unternehmen können nur zusehen, wie sich Ost und West diesen Markt aufteilen. Unter den Angeboten US-amerikanischer IT-Riesen haben "Google Pay" und "Apple Pay" nach Ansicht von ZEB den digitalen Zahlungsverkehr revolutioniert. Apple hat zudem mit dem hochverzinsten "Apple Cash-Sparbuch" den Banken eine herausfordernde Vorlage geliefert. Meta, das sich in erster Linie auf soziale Netzwerke konzentriere, stoße mit "Facebook Pay" und "WhatsApp Pay" ebenfalls in die Zahlungsdienste vor, während Amazon unter anderem mit dem "Amazon Insurance Store" im Versicherungsgeschäft tätig ist.

Großes Vertrauen der Kunden
Um die Gefahr für die traditionellen Banken zu verstehen, muss man sich die Kundeneinstellung vergegenwärtigen. Eine ZEB-Umfrage ergab, dass das Vertrauen in Big Techs mittlerweile ähnlich groß ist wie das in etablierte Unternehmen. Ein für die Analysten überraschendes Ergebnis. Denn bis jetzt argumentieren traditionelle Finanzbetriebe, Big Techs seien keine "wirkliche" Konkurrenz, weil die Konsumenten diesen Datensammlern misstrauen und die Sicherheit des historisch gewachsenen Banksystems schätzen würden.

Die Umfrage zeigt allerdings das Gegenteil: Unter den Big Techs stach Apple mit einer durchschnittlichen Vertrauenswürdigkeit von 3,7 auf einer Skala von eins bis fünf heraus. Das ist genauso gut wie bei den etablierten Unternehmen. "Dies offenbart Verschiebungen in der Finanzlandschaft, in der der Vertrauensvorsprung – einst Alleinstellungsmerkmal der etablierten Anbieter – immer mehr schrumpft", heißt es bei ZEB.

Die Gefahr, dass Big Techs auf absehbare Zeit zentrale Bankdienstleistungen, insbesondere Zahlungsverkehr und Einlagen, dominieren, sei groß. Rund sechs von zehn Verbrauchern tendieren dazu, ein Einlagen- oder Sparkonto bei Big Techs zu eröffnen. Insbesondere die technologisch versierten jungen Befragten zeigten sich empfänglich für Finanzdienstleistungen von Big Techs. (eml)