Kaufen und liegen lassen – das Rezept einer erfolgreichen Geldanlage klingt so einfach. Wer vor 30 Jahren einen durchschnittlichen Deutschlandaktienfonds kaufte, hat heute ein Plus von 757,1 Prozent im Depot, zeigt die jüngste Wertentwicklungsstatistik des BVI. Das entspricht einer jährlichen Rendite von 7,4 Prozent, trotz Dotcom-Crash und Lehman-Pleite.

Viele Anleger haben anfangs sicherlich die Intention, ihren Fonds langfristig zu halten. Doch daraus wird häufig leider nichts. Ablesen lässt sich das beispielsweise an Zahlen der Bundesbank. Demnach haben deutsche Publikumsfonds in den zwölf Monaten bis Ende September 2018 für fast 112 Milliarden Euro neue Anteilscheine ausgegeben. Unter dem Strich sammelten sie aber nur knapp 20 Milliarden Euro ein, weil Anleger auf der anderen Seite auch Anteile im Wert von 92 Milliarden Euro abstießen.

Von brutto 134 Milliarden Euro bleiben netto nur 17 Milliarden übrig
Ein solches Verhältnis ist eher die Regel. FONDS professionell hat alle Zwölf-Monatszeiträume seit März 1994 untersucht: Die deutschen Publikumsfonds sammelten in jedem dieser Zeiträume brutto mindestens 80 Milliarden Euro ein, manchmal waren es annähernd 200 Milliarden Euro (siehe Grafik in der Bilderstrecke oben). Im Schnitt liegen die Zuflüsse bei brutto 133,7 Milliarden Euro. Doch weil Anleger durchschnittlich 116,4 Milliarden wieder abzogen, bleiben unter dem Strich nur 17,3 Milliarden Euro als Nettomittelzufluss im Jahr übrig.

Mit diesem Verhalten schaden sich die Anleger oft doppelt. Zum einen erweist sich ein hektisches Umschichten des Depots rückblickend in den meisten Fällen als unnötig, zum anderen verursacht das dauernde Rein und Raus im Fonds hohe Transaktionskosten, die dem Sondervermögen angelastet werden – und damit allen Investoren.

Aktienfonds werden am hektischsten gehandelt
Zahlen des europäischen Fondsverbands EFAMA erlauben Aussagen zu einzelnen Anlageklassen (siehe Grafiken in der Bilderstrecke oben). Die Statistiken zeigen in beeindruckender Klarheit, dass das Rein und Raus insbesondere bei Aktienfonds am größten ist. In den Jahren 2007 bis 2017 sammelten sie in den untersuchten Ländern brutto insgesamt 6,9 Billionen Euro ein – eine gigantische Summe. Zieht man jedoch die Abflüsse ab, blieben unter dem Strich nur 188 Milliarden Euro Zuflüsse. Die Branche musste in diesem Segment also 36,60 Euro einwerben, um auf Dauer einen Euro behalten zu können.

Auch Rentenfonds werden eifrig umgeschichtet, hier sind je Euro Nettomittelaufkommen brutto 12,40 Euro Zufluss nötig. Deutlich besser sieht es bei gemischten Portfolios aus, hier liegt der entsprechende Faktor nur bei 4,2. Brutto floss den Multi-Asset-Fonds europaweit in den vergangenen zehn Jahren zwar nur halb so viel Geld zu wie den Aktienportfolios. Netto sammelten sie aber dennoch viermal so viele Mittel ein. Das leuchtet auch ein, schließlich werden Mischfonds durchweg als langfristige Anlage vermarktet, während Aktien- und Rentenprodukte für viele Investoren nur Bausteine ihrer Asset-Allokation sind, die eher häufig als selten ausgetauscht werden. (bm)