Die Dekabank wird die Kosten für externes Research den Fondsanlegern in Rechnung stellen. Dies teilte der zentrale Wertpapierdienstleister der deutschen Sparkassen der "Börsen-Zeitung" mit. Hintergrund ist die EU-Finanzmarktrichtlinie Mifid II: Sie sieht vor, dass die Kosten für Analysen von Drittanbietern genau ausgewiesen werden müssen.

Bislang finanziert sich das Research eher verdeckt über Gegengeschäfte. Investmentbanken und Broker gewähren Zugang zu ihren Studien, dafür schanzen ihnen die Asset Manager lukrative Handelsaufträge zu. Die neuen Regeln sollen ab 2018 dieses Geflecht entwirren und einen klaren Überblick über die tatsächlichen Kosten geben.

Zuvor hatte bereits Union Investment, der Fondsanbieter der deutschen Genossenschaftsbanken, angekündigt, die Kosten für Aktien-, Anleihen- oder volkswirtschaftliche Analysen den einzelnen Portfolios zuschreiben zu wollen. Damit zeichnet sich ab, dass die deutsche Asset-Management-Industrie die Aufwendungen für Research von Drittanbietern eher direktn den Anlegern aufbürden wird – und nicht auf die eigene Bilanz nimmt. Das Kalkül hinter dieser Entscheidung: Zwar entsteht ein neuer Kostenblock für Research, dafür sollten aber die Transaktionskosten entsprechend sinken, da hier ja der Preis für Studien nicht mehr enthalten ist. Die Frage ist natürlich, ob dies tatsächlich so eintritt.

Gegen den Trend gestellt
"Die deutschen Fondsgesellschaften werden die Kosten für externes Research voraussichtlich den Fonds zuordnen", bestätigt Elmar Schobel, Partner im Bereich Financial Services der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG, der "Börsen-Zeitung". Allianz Global Investors hat sich – anders als ihre Schwester Pimco – bislang noch nicht für einen der Wege entschieden. Auch bei der Deutschen AM denkt die Führungsetage noch nach. Doch bereits jetzt zeichnet sich ab: Deutsche Anbieter stellen sich eher gegen die Tendenz in anderen Ländern (siehe Aufstellung unten).

Denn gerade im angelsächsischen Raum haben sich einige Gesellschaften dazu entschlossen, die Kosten für externes Research selbst zu tragen. Zuletzt teilte etwa JO Hambro mit, den Aufwand in die eigene Gewinn- und Verlust-Rechnung einfließen zu lassen. Recht früh hatte sich auch das britische Haus M&G dazu entschieden, die Kosten zu übernehmen. Andere folgten dem Beispiel. Klar ist aber auch, dass die Kosten am Ende doch bei den Anlegern landen könnten: in Gestalt höherer Managementgebühren.

Utopische Summen
Derweil verhandeln die Fondsgesellschaften mit den Researchanbietern über die Dienstleistung, die in dieser Form bislang kein Preisetikett trug. Einige Investmentbanken sind dabei offenbar mit utopischen Summen in die Gespräche gegangen, wie etwa 10.000 Dollar für ein einziges Analysten-Telefonat. Die Beträge sind mittlerweile wohl gesunken. Doch die Asset Manager dürften künftig deutlich weniger Studien bestellen als bislang. (ert)

Researchkosten selbst übernehmen:Researchkosten an Anleger weiterreichen:
Aberdeen Standard Life Amundi
Baillie GiffordDeka
Brooks MacDonaldInvesco
Charles StanleyJanus Henderson
Flossbach von StorchMan
HermesSchroders
J.P. Morgan AMUnion Investment
JO Hambro 
Jupiter 
Kempen 
Legal & General 
M&G 
Pimco 
Rathbones 
Robeco 
Russell 
Stewart Investors 
T. Rowe Price 
Twentyfour AM 
Unigestion 
Vanguard 
Woodford 
  
Quelle: Citi Custody and Fund Services, FONDS professionell; Stand: 1.9.2017