Private Pensionsvorsorge verläuft oft nach dem Prinzip Hoffnung: Man legt etwas an und vertraut darauf, dass es sich im Alter irgendwie ausgeht. Eine nicht unriskante Strategie, wie Christian Nuschele, Standard-Life-Vertriebschef für Österreich und Deutschland, unlängst bei einem Termin gemeinsam mit dem Vorsorgeexperten Ronald Felsner und dem Alternsforscher Gerald Gatterer betonte. Denn aufgrund der steigenden Lebenserwartung müssen immer mehr Jahre vom Pensionsantritt weg finanziert werden. Und Pensionisten heute haben komplett andere – teils kostenintensive – Ansprüche an die Zeit nach dem Arbeitsleben.

Altersvorsorge dürfe nicht beim Ansparen aufhören, sondern müsse in eine Ruhestandsplanung münden, bei der der tatsächliche Kapitalbedarf im Alter analysiert wird und in der über die finanziellen Risiken aus der Langlebigkeit gesprochen wird. Hier müsse aufgrund der steigenden Lebenserwartung zunehmend auch über eine Risikominimierung durch lebenslange Rentenzahlungen diskutiert werden. "Es geht darum, darzustellen, ob sich alles ausgeht", so Nuschele. Er verwies darauf, dass in Deutschland die Ruhestandsplanung bereits ein Ausbildungszweig in der Finanzberatung ist.

FLV in der Pension
Selbst für Kunden, die sich erst zu Pensionsantritt solchen Überlegungen stellen, könne man durch eine professionelle Finanzplanung oft noch Renditevorteile herausholen, sagte der Vorsorgeexperte Ronald Felsner bei dem Termin in Wien. Sehr häufig treffe das etwa auf Frauen zu, die aufgrund von Betreuungszeiten während der Berufszeit schlussendlich mit einer geringen Pensionszahlung konfrontiert sind.

Eine Frau, die heute mit 60 Jahren bei geringen Bezügen in Pension geht, müsse zwar als erstes sicherstellen, dass kurzfristig die tägliche Liquidität über ein Polster am Sparkonto sichergestellt ist, mittelfristig kann auch über das Depot veranlagt werden. Darüber hinaus werde jedoch oft vergessen, dass Geld, das erst in zehn Jahren oder mehr benötigt wird, auch in der Pension noch steuergünstig im Versicherungsmantel angelegt werden kann. Das mache angesichts der heute hohen Lebenserwartung Sinn, so Felsner. Kapital aus einer Erbschaft oder einer Scheidung könne auf diese Weise für die Sicherung späterer Lebensphasen angelegt werden.

KESt-Ersparnis
Während bei einer fondsgebundenen Lebensversicherung (FLV) vier Prozent Versicherungssteuer zu Beginn anfallen, sind es 27,5 Prozent KESt auf laufende Erträge in einem Bankdepot, die das zur Verfügung stehende Kapital dauernd schmälern. Der Steuervorteil in der FLV, der besonders bei renditestarken Fonds zum Tragen kommt, sei zu wenigen bewusst, so Felsner. Auch die Flexibilität von FLVs werde unterschätzt, etwa die Möglichkeit, Geld im Versicherungsmantel steuerfrei liegen zu lassen, oder die lebenslange Rentenoption, die es beim Wertpapierdepot logischerweise nicht gibt, sowie kostenfreie Fondswechsel oder der rasche Kapitalzugriff für Erben ohne Notargebühren. Bei den neuen Tarifgenerationen seien die Kosten deutlich niedriger als früher, so Felsner, der damit die in den vergangenen Jahren wegen hoher Kosten und oft geringer Rendite stark in der Kritik stehenden Lebensversicherungen verteidigte.

Finanzberater, die sich mit Ruhestandsplanung beschäftigen, müssen nicht nur die finanzielle Dimension bedenken, sondern auch den gesellschaftlichen und demografischen Wandel einkalkulieren: Wer länger lebt, muss eher mit hohen Kosten für Pflege und Gesundheit rechnen. Abseits sind Pensionisten heute sportlicher als früher und gehen oft mit einer hohen Interessensvielfalt in den Ruhestand, wie der Alternsforscher Gerald Gatterer betont. Nicht nur sollte man sich rechtzeitig überlegen, ob die Finanzmittel dafür ausreichen. Auch komme es oft vor, dass sich Paare in dieser Phase interessensmäßig auseinanderentwickeln, so Gatterer. Eine getrennte Altersvorsorge schafft in dieser Situation die Basis für individuelle Freiheit. (eml)