Ein knappes Schreiben, per Hand auf Papier hingekritzelt, grußlos und nur einen Satz lang, markiert den vorläufigen Höhepunkt in einem immer weiter eskalierenden Streit: das Kündigungsschreiben des Bond-König Bill Gross an seinen langjährigen Arbeitgeber Pimco (siehe unten). Original-Wortlaut: "An: Vorstandschef, Pimco: Mit diesem Schreiben bestätige ich meinen Rücktritt zum 26. September um 6.29 Uhr. William H Gross." Diesen Zettel hinterließ Gross in seinem Büro – und kehrte nie zurück.

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Quelle: Pimco

Der schlagzeilenträchtige Streit um den hastigen Abgang des Mit-Gründers beim weltgrößten Rentenfondsmanagers im September 2014 gewinnt nun an Schärfe. Die Allianz-Tochter fährt in dem sich abzeichnenden Rechtsstreit um ausstehende Bonuszahlungen in Höhe von mindestens 200 Millionen Dollar an Gross verbale Geschütze auf. 

Bei einem Ausscheiden vor Ende des dritten Quartals, so die aktuelle Argumentation, gebe es keinen Anspruch auf den vollen Bonus. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet obendrein, man habe Gross' handschriftliches Kündigungs-Zettelchen eher zufällig auf dessen Schreibtisch gefunden – just an dem Morgen, als Gross' neuer Arbeitgeber Janus Capital den prominenten Neuzugang bereits per Agentur längst gemeldet hatte.

Kollegen "sabotiert und beleidigt"
Weiterhin wirft die Gesellschaft mit Sitz in Kalifornien ihrem einstigen Investmentchef vor, er habe ein "zerstörerisches Verhalten" an den Tag gelegt. Gross habe gemeinschaftliche Entscheidungen seiner Management-Kollegen grob missachtet, Mitarbeiter beleidigt und systematisch versucht, die Karrieren von Untergebenen zu sabotieren, die er für illoyal hielt. Dieses Verhalten hätte einen Rauswurf gerechtfertigt. Schon einen Tag vor seinem Abschied habe Gross zudem in einer Sitzung höchstselbst eingeräumt, dass er seinen Bonus verwirken würde, wenn er noch im September ginge.

Gross indes sieht sich als Opfer einer Intrige von Pimco-Managern, die ihm seinen Anteil an den Bonus-Zahlungen geneidet hätten und auf Machtgewinn aus gewesen wären. Seine Anwältin verwies zudem darauf, dass Pimco seit Gross' Abgang keineswegs besser dastehe als zuvor – anders als die Gesellschaft behauptet. (ert)