Die Gebühren, die Asset Manager für Aktien-, Anleihen-, oder volkswirtschaftliche Analysen bezahlen, unterscheiden sich zum Teil ganz erheblich. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage des Londoner Datenhauses Substantive Research unter 60 Fondsgesellschaften aus Europa und den USA. Demnach weichen unter großen Asset Managern die Ausgaben für vergleichbare Research-Dienstleistungen bei demselben Anbieter um bis zu 190 Prozent ab. Im Schnitt liegt der Preisunterschied für Analysen bei großen Abnehmern bei 70 Prozent.

Unter kleinen Asset Manager wichen die Preise um bis zu 160 Prozent für ähnliche Pakete beim gleichen Researchanbieter ab. Im Schnitt unterschieden sich die Gebühren bei kleinen Fondshäusern um 45 Prozent. "Es kann eine gute Entscheidung sein, mehr zu zahlen als die Konkurrenz, um sicherzustellen, dass man frühzeitig angerufen wird, wenn die Märkte in Bewegung sind", sagt Mike Carrodus, Vorstandschef von Substantive Research. "Die Preisspannen, die wir bei identischem Zugang und Angebot beobachten, sind jedoch so groß, dass sie jeden potenziellen Nutzen übersteigen."

Extrem uneinheitliche Preise
Das Analystenresearch wird seit 2018 überhaupt erst gesondert von den Anbietern – meist Investmentbanken und Broker – in Rechnung gestellt. Die Finanzmarktrichtlinie Mifid II warf die bis dahin gelebte Praxis über den Haufen, wonach die Anbieter Studien und den Zugang zu Analysten umsonst boten – im Gegenzug aber lukrative Handelsaufträge erhielten. Den Regulierern war dieses Modell zu intransparent. Mifid II forderte daher, dass die Ausgaben für Research und den Handel getrennt in Rechnung gestellt und bezahlt werden.

Asset Manager können die Kosten nunmehr entweder auf die Fondsvermögen verteilen und damit an ihre Kunden weiterreichen. Der Großteil der Branche entschied sich damals jedoch, die Researchkosten auf die eigene Gewinn- und Verlustrechnung zu nehmen. Der Anreiz, bei Analyseausgaben zu sparen, mag also je nach Haus unterschiedlich stark ausfallen.

Budgets besser verteilen
Die Umfrage von Substantive Research fördert jedenfalls eine undurchsichtige und extrem uneinheitliche Preisgestaltung der Researchanbieter zutage. "Asset Manager könnten das Geld viel effektiver bei anderen Anbietern oder für maßgeschneidertes Research und besonders gefragte, alternative Datenquellen einsetzen", meint Substantive-Leiter Carrodus und fordert: "Das Research-Budget muss optimiert werden."

So verwundert es auch nicht, dass in Großbritannien konkrete Bestrebungen aufkamen, die strikte Trennung von Research und Handelsaufträgen zu lockern. Auch in Brüssel kursieren ähnliche Ideen. Bei Aktien mit geringer Marktkapitalisierung etwa ist eine Verquickung von Handelsaufträgen und Analysen wieder zugelassen. (ert)