Die Ausnahme gilt nach dem aktuellen Stand der Dinge noch bis zum Jahresende. Dann müssen Fondsanbieter für all ihre Publikumsfonds Produktinformationsblätter parat haben, die den Vorgaben der Verordnung über verpackte Anlageprodukte (Packaged Retail Investment und Insurance Products, kurz: Priips) genügen. Und mit diesem Zeitplan hat so manche Gesellschaft ein Problem, wie eine Umfrage des Fondsdaten- und Technologieanbieters FE Fundinfo unter 75 europäischen Häusern zeigt.

Die Priips-Verordnung ist Ende 2014 in Kraft getreten und seit dem 1. Januar 2018 anzuwenden. Seitdem erhalten Anleger in der Europäischen Union (EU) vor dem Kauf eines verpackten Anlageprodukts etwa einer fondsgebundenen Versicherung oder eines Zertifikats, ein sogenanntes Basisinformationsblatt (BIB) mit den wichtigsten Merkmalen der Anlage. Damit wollten die europäischen Gesetzgeber gewährleisten, dass Privatanleger vergleichbare Produktinformationen erhalten, egal ob nun sie ein Finanz- oder Versicherungsanlageprodukt erwerben. Fondsgesellschaften dürfen aber noch bis Ende 2021 die etablierten "wesentlichen Anlegerinformationen" verwenden.

Zum Teil noch nicht einmal angefangen
In neun Monaten läuft die Sonderregelung aus, doch viele Fondsanbieter werden offenbar Schwierigkeiten haben, die Deadline einzuhalten. So zeigt eine Untersuchung, die FE Fundinfo unter dem Titel "Preparing für Priips" veröffentlicht hat, dass eine von acht Fondsgesellschaften befürchtet, die BIBs bis zum 31. Dezember nicht erarbeiten zu können. 38 Prozent der Befragten gaben an, mit der Erstellung von Infoblättern noch nicht einmal begonnen zu haben.  

Als Grund für die Schwierigkeiten nannte über ein Viertel der Umfrage-Teilnehmer die Unstimmigkeiten auf politischer Ebene. Die drei europäischen Behörden für die Versicherungs-, Banken- und Wertpapieraufsicht (ESAs) hatten sich monatelang nicht auf gemeinsame Vorschläge für die Überarbeitung bestimmter Regelungen in den technischen Regulierungsstandards (RTS) einigen können. Anfang Februar 2021 übersandten die ESAs der EU-Kommission schließlich ihre finalen Änderungsvorschläge.

Herausforderung Datenmenge
23 Prozent der befragten Fondsanbieter gaben an, dass die Menge an Daten, die für die Erstellung der Priip-BIBs benötigt werden, eine große Herausforderung darstellt. Für 13 Prozent sind die Kosten für die Erarbeitung der Infoblätter ein Problem. Auch müsse dafür im laufenden Betrieb erst einmal die Zeit gefunden werden. Elf Prozent der Unternehmen fanden, es herrsche zu wenig Klarheit darüber, welche Produkte unter die Priips-Verordnung fallen. Ein weiterer Grund für Verzögerungen war die Frage, wie die neuen Dokumente am effizientesten an den Vertrieb weitergegeben werden können (acht Prozent). Fünf Prozent der Befragten erklärten, sie seien unsicher, was das eigene Unternehmen genau zu tun hat. 

Aufgrund des großen Aufwands, den die Umsetzung von Priips für Fondsanbieter bedeutet, ist der Start der Verordnung für sie bereits einmal verschoben worden. Ursprünglich hätten die Gesellschaften die Regelungen bereits ab Anfang 2020 anwenden sollen. Der deutsche Fondsverband BVI hat vor einiger Zeit bereits eine weitere "angemessene Verlängerung" der Ausnahme für Publikumsfonds über das Jahresende 2021 hinaus gefordert. (am)