"Überdurchschnittlich" ist das Attest zu den Finanzbildungskenntnissen der heimischen Schüler, welches aus den Ergebnissen des aktuellen PISA-Tests zu entnehmen ist. Dieser Umstand ist Grund zur Freude, so reiht man sich dadurch unter anderem mit Belgien, Dänemark und Tschechien in die Top Ten von 20 teilnehmenden Ländern ein. Beim genaueren Betrachten der Detailergebnisse erkennt man jedoch deutlich den Bedarf nach einer Fortsetzung der aktuellen Bemühungen im Bereich Wirtschafts- und Finanzbildung. Das betrifft vor allem das schlechtere Abschneiden von Mädchen und von Schülern aus prekäreren sozialen Verhältnissen beziehungsweise mit Migrationshintergrund.

"Die PISA-Ergebnisse in Finanzbildung lassen sich mit einem lachenden und einem weinenden Auge betrachten. Denn während Österreichs Schüler im internationalen Vergleich überdurchschnittlich abschneiden, wird Finanzbildung immer noch innerhalb der Familie vererbt", bewertet Matthias Reisinger, geschäftsführender Vorstand der Stiftung für Wirtschaftsbildung, die am Donnerstag (27.6.) veröffentlichten Ergebnisse. "Positiv ist auch, dass die ersten in Österreich gesetzten Schritte in die richtige Richtung gehen. Wir müssen nun beobachten, ob und wie sich die abgefragte Theorie in die Praxis überträgt, denn derzeit erlebt die Jugendverschuldung leider einen Aufwärtstrend“, so Reisinger.

Auch beim Österreichischen Aktienforum fordert man trotz der positiven Ergebnisse weiterhin am Ball zu bleiben, so soll der Fokus bei der Finanz- und Wirtschaftsbildung nun auf einer Überarbeitung der Unterrichtsmaterialien und einem verbesserten Weiterbildungsangebot für Lehrende liegen. "Viele Forderungen zu Finanzbildung liegen auf dem Tisch und müssen nun rasch umgesetzt werden, auch wenn Österreich im oberen Mittelfeld liegt. Praxisbezogene Lehrmaterialien und gut ausgebildetes Lehrpersonal sind die Basics und der entscheidende Schlüssel für eine fortschrittliche Finanz- und Wirtschaftsbildung", so Angelika Sommer-Hemetsberger, Präsidentin des Aktienforums.

Einblick in die Details
Aus den Details der PISA-Studie lässt sich erkennen, dass die Verteilung der Kenntnisse – ähnlich wie bei den PISA-Ergebnissen in Mathematik und Deutsch – breit gestreut ist. So wissen zwar 13 Prozent der heimischen Schüler, wie sie Finanzprodukte analysieren oder welche Konsequenzen Finanzentscheidungen haben, und gehören damit zum Spitzenfeld. Jedoch sind 17 Prozent der österreichischen Schüler nicht in der Lage, ein Preis-Leistungsverhältnis abzuschätzen oder den Zusammenhang zwischen Höhe des Verbrauchs und daraus entstandenen Kosten zu verstehen. Wirft man einen Blick auf die steigende Anzahl der unter 30-jährigen Klienten der Schuldnerberatung, zeigt das umso mehr, dass es erforderlich ist, schon in der Schule lebensnahe Wirtschaftsbildung zu lernen. (gp)