Die österreichischen Banken liegen bei der Umsetzung von Digital-Banking nur im Mittelfeld. Das sagen zumindest die Unternehmensberater von Deloitte, die in einer Studie 238 Banken aus 38 Ländern untersucht haben. Die Top-5-Länder sind demnach Russland, die Schweiz, die Türkei, Polen und Spanien. Österreich landet auf dem zwölften Platz. "Die Möglichkeit der simplen digitalen Kontoeröffnung und -schließung ist beispielsweise noch zu wenig verbreitet", sagt Werner Kolarik, Partner bei Deloitte Digital.

Positiv zu vermelden ist: Die heimischen Banken decken mit ihrem digitalen Angebot den Großteil der derzeit vorrangigen Kundenbedürfnisse gut ab. Um zukunftsfähig zu bleiben, müssten Banken aber verstärkt auf Online-Plattformen mit vielfältigen Leistungspaketen setzen.

Digital-Banking nur für einfache Finanzorganisation
Österreichische Kunden ziehen das Digital-Banking mittlerweile dem Filialbesuch vor, solange es um alltägliche, einfache Finanzorganisation geht: Nur zwei Prozent der Kunden gehen für eine Überweisung noch in die Filiale, sagt Kolarik. Mehr als die Hälfte überprüft den Kontostand am Smartphone. Die restlichen Befragten erledigen das am PC.

Allerdings: Wichtige, langfristige Entscheidungen treffen die heimischen Bankkunden nach wie vor lieber in der Filiale. 57 Prozent schätzen den persönlichen Kontakt bei der Anlage in Investmentprodukten, 66 Prozent suchen für einen Kredit die Bankfiliale auf. Die Aufnahme von Hypotheken und die Schließung von Konten passiert ebenfalls überwiegend vor Ort.

Finanzierungsfragen online klären
Individuelle Beratung bei langfristigen Finanzierungsfragen sei zwar essenziell. "Dennoch müssen Beratungsgespräche nicht mehr zwingend in einer Filiale stattfinden“, mahnt Kolarik zu technischen Neuerungen auch in diesem Bereich. Es gehe dabei nicht nur um Einsparungspotenzial, sondern auch um Bequemlichkeit für die Kunden.

Tatsächlich gibt es hierzulande bereits Signale, dass auch bei der Online-Abwicklung langfristiger Finanzierungsfragen der Wettbewerb unter den Banken zunimmt: Wie FONDS professionell ONLINE berichtete, arbeiten etwa die Anadi Bank und die Volksbank daran, auch Wohnbaukredite online zu vergeben. Wie die Produkte aussehen, und ob dabei gar kein direkter Kontakt mehr nötig ist, ist noch nicht klar. 

One-Stop-Shop-Gedanke ist die Zukunft
Die größten Zukunftschancen für die Branche liegen freilich ganz woanders: Die zwei zentralen Schlagworte lauten Open-Banking und Beyond-Banking. Beim Open-Banking bieten Banken und Drittanbieter (FinTechs, Start-ups, Kooperationspartner) gemeinsam Finanzprodukte auf einer Plattform an. Beyond-Banking umfasst auch Dienstleistungen, die nicht zwingend aus dem Finanzbereich kommen müssen. Kolarik erklärt das am Beispiel des Wohnungskaufs: "In Zukunft kann ich nicht nur einen Wohnkredit bei meiner Bank aufnehmen, sondern bekomme beispielsweise auch gleich zusätzliche Infos zu Home-Security-Produkten. Ich erhalte alle interessanten Leistungen rund um meinen Wohnungskauf zentral auf einer Plattform. Dieser One-Stop-Shop-Gedanke ist die Zukunft. Darauf sollten Banken setzen".

Lob für die heimischen Institute gibt es aber auch: "Gerade bei der Bereitstellung und Übersichtlichkeit von Informationen sowie im Onboarding der Neukunden sind sie gut aufgestellt", so Kolarik. (eml) 


Die Deloitte Studie „Digital Banking Maturity 2018“ kann hier eingesehen werden. Neben einer Analyse inklusive Mystery Shopping teilten rund 8.000 Kunden bei einer Umfrage ihre Präferenzen bei Bankgeschäften mit.