In Deutschland leitet die Finanzaufsicht erneut Schritte gegen Onecoin ein, das sich als Kryptowährungsunternehmen bezeichnet. Weiteren internationalen Ablegern im Umfeld des komplex strukturierten Unternehmens wurde die Tätigkeit untersagt. Die Gesellschaft steht im Verdacht, ein Schneeballsystem zu betreiben.

"Die Bafin hat der Onecoin Ltd (Dubai) und der OneLife Network Ltd (Belize) heute untersagt, im Internet ein öffentlich zugängliches System anzubieten, um darüber Geschäfte mit "Onecoins" durchzuführen", heißt es auf der Homepage der deutschen Behörde. Darüber hinaus seien die Unternehmen angewiesen worden, jegliche Werbung für den Vertrieb und Verkauf von "Onecoins" in Deutschland sofort einzustellen. Der One Network Services Ltd aus der bulgarischen Hauptstadt Sofia hat die Bafin unterstützende Tätigkeiten für Onecoin in Deutschland verboten.

Bereits in den vergangenen Wochen war die Bafin gegen Unternehmen vorgegangen, die im Umfeld oder Auftrag von Onecoin operieren. Unter anderem wurden Konten gesperrt.

Ermittlungen in Österreich
Auch in Österreich gab es  mehrere Anzeigen gegen Firmen aus dem Onecoin-Universum. Wie diese bei den Staatsanwaltschaften weiterverfolgt werden, ist allerdings im Einzelfall relativ schwer zu eruieren. Fest steht: Die Finanzmarktaufsicht FMA hat drei Anzeigen bei den Staatsanwaltschaften Wien und Innsbruck zwischen 2015 und 2017 gemacht.

Die FMA hält sich mit Details jedoch zurück. Es gehe um Schneeballsysteme, heißt es. Die FMA ist in Österreich nicht für diesen Bereich zuständig und kann daher nicht direkt gegen Unternehmen vorgehen, sondern nur eine Anzeige machen. Die Staatsanwaltschaft Wien wiederum fand keinen der zwei bei ihr gemachten FMA-Eingänge. Die betreffen die Unternehmen Onecoin im März 2017 und One Network Services Ltd. (Aug 2016).

Immerhin landete FONDS professionell ONLINE bei der Staatsanwaltschaft Graz einen Fund: Der Staatsanwalt hat dort die Polizei mit Ermittlungen gegen eine Person, die in Verbindung mit Onecoin steht, beauftragt. Der Verdacht lautet auf Pyramidenspiel, erfuhren wir. Die Innsbrucker Staatsanwaltschaft hatte im September 2015 eine anonyme Anzeige rund um das Unternehmen Conligus/Dr. Barth bekommen, das mit Onecoin in Zusammenhang stand und wo es ebenfalls um ein Pyramidenspiel ging. Da Conligus/Dr. Barth von Luxemburg aus operiert, sah die Staatsanwaltschaft allerdings keine Zuständigkeit, heißt es dort.

Mitglieder unter Druck
Österreichische Onecoin-Mitglieder oder Anleger, mit denen FONDS professionell ONLINE sprach, glauben noch immer fest an das Unternehmen. Sie stellen in Abrede, dass die von den Aufsichtsbehörden belangten Unternehmen wirklich direkt mit Onecoin in Verbindung stehen. Onecoin werde 2018 an die Börse gehen, und dann könne man die Währung endlich auch frei handeln, erfährt man immer wieder im Gespräch.

Außer auf der undurchsichtigen Unternehmenseigenen Handelsplattform Dealshaker.com kann man mit Onecoin bisher nirgends handeln. Laut Teilnehmern in den Seminaren, die von Unternehmen im Onecoin-Umfeld abgehalten werden, kann man Schulungspakete kaufen. Die beginnen mit 110 Euro und gehen über mindestens sieben Levels, wobei das letzte dann nach offiziellen Infos schon 27.500 Euro kostet. Für diese Pakete erhält man sogenannte Token. Mit diesen kann man Onecoin "minen", diese wiederum sind aber wie erwähnt nicht frei handelbar.

"Provision für Netzwerkaufbau"
Von Vermögensberatern hört man, manche Onecoin-Mitglieder hätten Druck aufgebaut, in dem System mitzumachen. Eines der Onecoin-Mitglieder, mit denen FONDS professionell ONLINE sprach, meinte zwar, es werde niemand unter Druck gesetzt. Allerdings dürfe sein Name nicht öffentlich genannt werden. Er bekomme sonst "Probleme mit dem Unternehmen", weil er nicht mit der Presse sprechen dürfe.

Dem Insider zufolge gibt es Provisionen, wenn man weitere Mitglieder anwerbe beziehungsweise "ein Netzwerk aufbaut". Das werde "zwei Standbeine" oder "binärer Plan" genannt. Das erste Standbein sei der Erwerb von Schulungspaketen, die sich irgendwann in Onecoin materialisieren sollen, das zweite sei das Werben von Mitgliedern.

Für letzteres erhalte man einen Teil der Vergütung in Onecoins ausbezahlt und einen weiteren Teil in realen Euro. Das Ganze laufe über ein eigenes digitales Wallet. Allerdings dauere die Auszahlung von realem Geld "sehr lange". "Zum Beispiel vier Wochen", erfährt man auf Nachfrage. (eml)