Nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) infolge der hohen Inflation ihre Leitzinsen seit Ende Juli 2022 von null auf 3,5 Prozent anhob, verteuerten sich auch die Kredite stark. Bei neu vereinbarten österreichischen Wohnbaukrediten lag der kapitalgewichtete Durchschnittszinssatz im Jänner 2023 bei 3,33 Prozent. Das ist fast das Dreifache zum Jahr davor. Im Jänner 2022 waren es 1,18 Prozent.

In der Folge kam es zu einem starken Rückgang in der Wohnkreditvergabe (die Redaktion berichtete mehrfach). Dieser lag im zweiten Halbjahr bei minus 41 Prozent zum Vorjahr und war damit laut OeNB ähnlich hoch wie in Deutschland (minus 39 Prozent). Das Minus in der Kreditvergabe ist zu Beginn des Jahres 2023 noch höher – einen ausführlichen Bericht dazu finden Sie im neuen Printheft von FONDS professionell, das in den kommenden Tagen ausgeliefert wird.

Verdoppelte monatliche Belastung
Die OeNB warnt davor, dass sich die steigenden Kredit- und Referenzzinssätze in Österreich deutlich stärker auf die Verzinsung bereits vergebener Wohnbaukredite auswirken. Denn im Vergleich mit den anderen Euroraum-Staaten ist in Österreich ein sehr hoher Anteil der Kredite variabel verzinst (rund die Hälfte). Laut Rechnung der OeNB haben sich auf Basis der Bestandszinssätze die monatlichen Zinszahlungen der Haushalte innerhalb eines Jahres von 148 Millionen Euro im Jänner 2022 auf 284 Millionen Euro im Jänner 2023 nahezu verdoppelt.

Auch die Unternehmenskredite verteuerten sich. Mit einer durchschnittlichen Verzinsung von 3,14 Prozent im Jänner 2023 bezahlten Unternehmen in Österreich erstmals mehr Zinsen auf ihr aushaftendes Kreditvolumen als im Euroraum-Durchschnitt (2,8 Prozent). Auch hier ist wieder die im internationalen Vergleich höhere variable Verzinsung ausschlaggebend.

Einlagenzinsen stiegen weniger stark
Mit den höheren Zinssätzen zog auch die Nachfrage nach gebundenen Einlagen wieder stärker an. Bei längerfristig gebundenen Einlagen (über zwei Jahre) wurden laut OeNB insbesondere Bauspareinlagen nachgefragt, bei Einlagen mit kürzeren Laufzeiten unterschiedlichste Einlageprodukte (wie etwa Online-Produkte). Im Durchschnitt lag die Verzinsung gebundener Einlagen bei 2,03 Prozent. Trotz steigender Konditionen lagen die Zinssätze in allen Segmenten weiterhin deutlich unter der Inflation (HVPI für Februar 2023: 11,0 Prozent). Der Grund für das Nachhinken der Einlagenzinssätze gegenüber den Kreditzinsen liege in der "hohen Liquidität im Bankensystem". (eml)