Der Starttermin wurde mehrmals verschoben, doch am 1. Januar 2023 ist es so weit: Die neuen "Beipackzettel" für Fonds, die korrekt Basisinformationsblätter (BIBs) heißen, werden die bisherigen wesentlichen Anlegerinformationen (Key Information Documents, KIDs) ablösen. So sieht es die Verordnung über verpackte Anlageprodukte (Packaged Retail Investment and Insurance-based Products, kurz: PRIIPs) vor.

Etwas grundlegend Neues sind die Infoblätter nicht. Bereits seit Anfang Januar 2018 haben Kapitalanlagegesellschaften (KAGen) die Basisinformationsblätter für Fonds zu erstellen. Aber: Bislang ist dies nur notwendig, wenn Sondervermögen für Fondspolizzen angeboten werden. Für alle übrigen Produkte hatte der europäische Gesetzgeber den Gesellschaften eine Übergangsfrist eingeräumt. 

Vier Performanceszenarien
Allerdings hat die EU-Kommission die PRIIPs-BIBs einer umfassenden Überarbeitung unterzogen, die veränderte Angaben und Berechnungsmethoden erforderlich macht. Da ist zum einen die Performancebewertung von Fonds. Diese wurde im KID bekanntlich als Entwicklung in verschiedenen zurückliegenden Zeiträumen angegeben. Im überarbeiteten PRIIPs-BIB wird sie – wie schon in der Vorgängerversion – anhand von vier prognostizierten Zukunftsszenarien dargestellt. 

Dabei gehen die Szenarien von einer günstigen, einer neutralen und einer ungünstigen Performance des Sondervermögens aus, zusätzlich wird ein Stress-Szenario angenommen. "Jedes Szenario wird auf einen Zeitraum von einem Jahr berechnet sowie für die jeweils empfohlene Haltedauer des Fonds", erklärt Bernhard Bittner, Partner in der Financial Services Consulting Practice der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY. Bei einem Aktienfonds etwa wären dies fünf Jahre.

"Das Stress-Szenario wird wie in der ersten Fassung des PRIIPs-BIB nach der Cornish-Fisher-Methode ermittelt, da sich gezeigt hat, dass diese hier zu realistischen Werten führt", sagt Bittner. Bei den drei weiteren Szenarien hingegen hat der europäische Gesetzgeber auf eine neue Methode umgestellt. Dies soll vermeiden, dass es wie in den ursprünglichen PRIIPs-BIBs häufig zu unangemessen positiv dargestellten Performanceentwicklungen kommt.

Neuer Risikoindikator 
Eine weitere wichtige Änderung im Vergleich zum KID ergibt sich durch den gewählten Risikoindikator. Bisher hatten KAGen die Risikostufe jedes Sondervermögens anhand des Synthetic Risk and Reward Indicators (SRRI) zu ermitteln. Künftig ist der neue Summary Risk Indicator (SRI) zu bestimmen. FONDS professionell ONLINE erklärt mit Unterstützung von Andreas Poth, Projektmanager und Datenexperte beim deutschen Maklerpool Fondsnet, was es mit dem SRI auf sich hat und wo die Unterschiede zum SRRI liegen – klicken Sie sich einfach durch unsere Bilderstrecke oben. (am)