Der Kölner Finanzdienstleister RP Rheinische Portfolio Management hat für den deutschen Markt jüngst eine fondsbasierte Vermögensverwaltung mit nachhaltigem Ansatz gestartet. Doch die Auswahl an überzeugenden Fonds ist begrenzt, berichtet Portfoliomanager Mirko Hajek im Interview mit FONDS professionell ONLINE. Er erklärt, welche Kriterien für ökologisch und soziale Investments (ESG) sein Haus aufstellte und welche Herangehensweisen die RP-Experten meiden.

Herr Hajek, Ihr Haus startete eine nachhaltige Fonds-Vermögensverwaltung für den deutschen Markt. Wie gehen Sie dabei vor?

Mirko Hajek: Die Kernfrage ist, wie das Thema Nachhaltigkeit verstanden wird. Es führen viele Wege zu einem nachhaltigen Portfolio. So stellt sich die Frage, welche Kriterien einbezogen werden. Für manche Investoren mag etwa Atomkraft akzeptabel sein, für andere nicht. Andere Anleger wiederum wollen Alkohol- oder Tabakhersteller meiden. Einfach nur bestimmte Branchen auszuschließen, führt unserer Meinung nach nicht zum Ziel. Gleichwohl sind Ausschlusskriterien einfach zu vermitteln – was den Vertrieb erleichtert. Hier galt es also, einen sinnvoll definierten, aber dennoch leicht erklärbaren Ansatz zu finden.

Aber es gibt doch noch andere Wege: Etwa für jede Branche die Unternehmen herauszufiltern, die nachhaltig agieren.

Hajek: Auch der Best-in Class-Ansatz erscheint uns fragwürdig. Nach dieser Logik könnten Tabakkonzerne oder Streubombenhersteller "nachhaltiger" sein als beispielsweise ein Krankenhausbetreiber – sie müssten nur mehr Wert auf ESG-Kriterien legen als ihre Wettbewerber. Wir bevorzugen einen ganzheitlichen Blick auf die Unternehmen gegenüber einer isolierten Betrachtung einer Branche.

Auf welche Aspekte legen Sie bei der Auswahl der Manager wert?  

Hajek: Wir achten darauf, ob Nachhaltigkeit im Investmentprozess wirklich verankert ist. So sollten nicht allein Ausschlusskriterien Verwendung finden, sondern ein nachhaltiger Mehrwert geschaffen werden. Nachhaltigkeitskriterien sollten daher ein fester Bestandteil des Researchs eines Fondsmanagers sein. Er sollte seine Unternehmen ohnehin kennen, aber auch ein Engagement bei den Firmen zeigen. Das reicht von Abstimmungen auf der Hauptversammlung bis hin zum Optimalfall, dass sich die Fondsmanager aktiv einbringen und auf eine nachhaltige Entwicklung dringen. Eine Interaktion zwischen dem Fondsmanagement und den Unternehmen, in die es investiert, erscheint uns hierbei wichtig. Das sollte ein ständiger Dialog sein und nicht nur einmal im Jahr in einem Gespräch abgehakt werden.


Wie Anbieter vermögensverwaltender Fonds ESG-Kriterien in ihre Investment-Philosophie aufnehmen und welche Fonds in der Wertung von RP Rheinische Portfolio Management an der Spitze rangieren, lesen Sie in Ausgabe 4/2018 von FONDS professionell, die Ende November erscheint.


Welche Herangehensweisen meiden Sie?

Hajek: Manche Asset Manager setzen eine Nachhaltigkeitsprüfung einfach auf den Investmentprozess obendrauf. Die Abfrage von ESG-Kriterien erfolgt dann meist erst am Ende des Prozesses. Oftmals ist dies noch in ein gesondertes Team ausgegliedert – ähnlich wie die Risikokontrolle. Die Berücksichtigung von Nachhaltigkeit ist dann vielmehr ein Anhängsel und weniger ein gelebter Prozess.

Seit geraumer Zeit gibt es auch ESG-Ratings für Fonds. Nutzen Sie diese bei der Suche nach geeigneten Managern?

Hajek: Wir stehen Nachhaltigkeits-Ratings eher kritisch gegenüber. Oftmals sind die genauen Bewertungsgrundlagen nur schwer zu durchschauen. Manche Ratings beziehen sich zudem nur auf das Portfolio zu einem bestimmten Stichtag. Zu diesem Zeitpunkt mag die Auswahl des Fondsmanagers zwar nachhaltigen Kriterien entsprechen. Doch heißt dies noch lange nicht, dass entsprechende Überlegungen tatsächlich Tag für Tag in den Investmentprozess einfließen.

Zahlt sich eine nachhaltige Geldanalage aus?

Hajek: Oft haben wir den Eindruck, dass auch bei nachhaltigen Investments allein die Kennzahlen eine Rolle spielen. Skandale wie die Diesel-Affäre haben aber die Aufmerksamkeit darauf gelenkt, dass Kennzahlen alleine gerade Risiken nicht immer ausreichend berücksichtigen. Viele nachhaltige Fonds meiden etwa die VW-Aktie – nicht unbedingt aus ökologischen Gesichtspunkten, sondern weil die Corporate Governance an einigen Punkten fraglich erschien. Obwohl auch die Performance vieler nachhaltiger Fonds überzeugen kann, ist das oft bessere Risikoprofil für uns eher ein gutes Argument für nachhaltige Investments.

Vielen Dank für das Gespräch. (ert)