Nachgehakt: Wie ernst nehmen Fondsanbieter das Thema "ESG"?

Wie gut sind die Investmenthäuser aufgestellt, wenn es um die ökologisch-ethische Geldanlage geht? 159 Anbieter haben FONDS professionell zahlreiche Fragen zu ihren Nachhaltigkeitsressourcen beantwortet. Die Ergebnisse im Überblick.

Um sich vom Markt abzuheben, hilft eine unabhängige Zertifizierung. Gut 62 Prozent der Asset Manager haben mindestens einen ihrer Fonds einem qualitativen Rating unterzogen, fast 15 Prozent statten sogar zehn oder mehr ihrer Portfolios mit einem entsprechenden Siegel aus. Insgesamt wurden der Redaktion 860 Fonds mit qualitativem ESG-Rating genannt. Manche Siegel, etwa das des FNG oder das Österreichische Umweltzeichen, sind nur mit erheblichem Aufwand zu bekommen. Dafür darf ein solches Rating, anders als die bloße Einstufung nach Artikel 8, tatsächlich als Gütesiegel gelten. Das wird auch auf das offizielle EU-Ecolabel zutreffen, an dessen Kriterien die Europäische Kommission allerdings noch arbeitet.
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Lange Zeit wussten die Anbieter nachhaltiger Investmentfonds die Sympathien auf ihrer Seite. Sie durften mit breiter Brust behaupten, sie seien es, die das Geld für den Kampf gegen die Erderwärmung aufbringen, die Unternehmen dazu bewegen, die Finger von der Kinderarbeit zu lassen oder die Waffenproduktion einzustellen. Doch seit Kurzem weht manchen Marktteilnehmern ein scharfer Wind entgegen: Agieren sie wirklich so nachhaltig, wie sie behaupten? Oder helfen die drei Buchstaben ESG in Wahrheit nicht einfach nur dabei, eifrig Fonds zu verkaufen und überhöhte Managementgebühren zu kassieren?

Die Wahrheit liegt, wie so oft, dazwischen: Es ist einerseits illusorisch, mit Fonds die Welt retten zu wollen. Und es ist andererseits übertrieben, der gesamten Branche Greenwashing vorzuwerfen. Jedenfalls betreibt die Fondsindustrie einen gehörigen Aufwand, um ihrem Anspruch, das Geld der Kunden nachhaltig zu investieren, gerecht zu werden. Das zeigt die große Umfrage von FONDS professionell, mit der die Redaktion in diesem Jahr zum zweiten Mal eine Bestandsaufnahme gewagt hat, wie es um die ESG-Ressourcen der in Deutschland und Österreich aktiven Investmenthäuser bestellt ist.

Über sechs Billionen Anlagevolumen erfasst
Im vergangenen Jahr hatten sich 139 Anbieter an unserer Umfrage beteiligt. Diesmal beantworteten sogar 159 Gesellschaften – von der kleinen Investmentboutique bis hin zum global tätigen Asset Manager – die Fragen der Redaktion zu Investmentrichtlinien, zur Produktpalette, zu Selbstverpflichtungen und Analysekapazitäten. Sie verwalten in Summe fast 6,2 Billionen Euro in gut 12.000 Publikumsfonds mit Zulassung in Europa. Rund 3.800 dieser Fonds wurden gemäß Artikel 8 oder 9 Offenlegungsverordnung als nachhaltig eingestuft.

In der Chartgalerie oben haben wir die wichtigsten Ergebnisse der Umfrage grafisch für Sie aufbereitet. Die Detailantworten der 159 Asset Manager finden Sie in der soeben erschienenen Heftausgabe 3/2021 von FONDS professionell ab Seite 198 sowie hier im E-Magazin (Anmeldung erforderlich). (bm)