Die Fondsauswahl kann, trotz des gigantischen Sortiments an Produkten, auch ganz einfach sein. Einschlägige Vergleichsportale helfen: Rasch eine angesagte Fondskategorie aussuchen, mittelmäßige Angebote ignorieren, Produkte mit der besten Vergleichsrendite herausfischen, ordern – fertig! Anleger, die ihr Depot nach diesem "Top-/Flop"-Prinzip bestücken, handeln fahrlässig, mahnen die Branchenkenner von Morningstar – weshalb umsichtige Berater sie besser davon abbringen.

"Anleger sollten sich davor hüten, Unmögliches von aktiven Fondsmanagern zu verlangen", sagt Morningstar-Fachmann Ali Masarwah. Grund: Hinter dem Kauf von Überflieger-Fonds steckt insgeheim die Erwartung, dass Outperformer von gestern auch morgen die Konkurrenz ausstechen werden. Doch genau das ist selten der Fall, wie eine aufwendige Auswertung zeigt, die Masarwah mit seinem Kollegen Michel Haker gestartet hat.

"Viele Anleger fordern, dass aktiv verwaltete Fonds Jahr für Jahr ihre Benchmark übertreffen", schildert Masarwah. Gelingt ihnen das, werde der Fondsmanager in Anlegermagazinen und Zeitungsinterviews hochgejubelt. Die Folge: "Mit jedem erfolgreichen Jahr eines Fonds werden immer mehr Anleger angelockt." Die beliebten Rankings von Morningstar, Lipper oder anderen Fondsbeobachtern tragen ihr Scherflein zu diesem Herdentrieb bei, wie Marsarwah selbstkritisch einräumt: "Auch wir blicken regelmäßig auf die Performance-Bilanzen." Doch die Gefahr, dass Top-Fonds das Beste hinter sich haben, ist nicht zu unterschätzen – insbesondere, wenn der Betrachtungszeitraum zu kurz gewählt wird.

Erfolgsquote schmilzt wie Schnee in der Sonne
Masarwah und Haker haben nachgerechnet, wie realistisch seit Jahresanfang 2010 die Hoffnung auf eine künftige Outperformance war. Von den Ende 2009 gezählten 6.080 aktiv verwalteten Fonds in Europa schafften es 2.489 Produkte, also immerhin knapp 41 Prozent, ihren jeweiligen Kategorie-Index im Folgejahr 2010 zu übertreffen.

Ab dann aber wird die Luft rasch dünner: "Von diesen Fonds gelang es nur noch 677 Vehikeln oder 27,1 Prozent, auch 2011 den Vergleichsindex zu schlagen", führt Masarwah aus. Bis Ende 2015 Jahr schmolz die Zahl der Ex-Outperformer Jahr für Jahr dahin "wie ein Schneemann in der Sonne".

Per Ende 2015 blieben ganze 65 Portfolios aus der ursprünglichen Gruppe von 6.080 Produkten respektive 2,6 Prozent der anfänglichen Überflieger-Fonds von 2010 übrig. "Nur rund ein Prozent der Gesamtgruppe hatte es also Jahr für Jahr geschafft, den Vergleichsindex zu übertreffen", fasst Masarwah zusammen.

Karger Rest: Anzahl von Fonds, die ab 2010 in jedem Jahr outperformen

1462345944.png

Quelle: Morningstar

ETFs sind keine Lösung
Wer nun die fast schon nicht mehr messbare Erfolgsquote zum Anlass nehme, einen günstigeren ETF zu kaufen, mache gleich den nächsten, nicht minder gravierenden Fehler, meint Masarwah. Fondsmanager-Timing nach Einjahresbilanzen zu betreiben, sei in keinem Fall eine gute Strategie bei der Fondsauswahl, doch in der längeren Frist sei aktives Management durchaus in der Lage, einen Mehrwert zu liefern. "Wer aber erwartet, dass Fondsmanager jedes Jahr Outperformance produzieren können, der unterstellt, dass sie im Besitz der sprichwörtlichen Kristallkugel sind."

Selbst mittelfristig erfolgreiche Fondsmanager könnten schlicht nicht zu jedem Zeitpunkt besser sein als die Vergleichsindizes ihrer Fondsgruppe – "auch wenn die Marketing-Unterlagen der Fondsanbieter etwas anderes suggerieren". Das schließe allerdings nicht aus, dass aktive Fonds über längere Zeiträume tatsächlich Überdurchschnittliches leisten.

Sachkunde und Weitsicht gefragt
Das zeigt die Morningstar-Auswertung für Fonds, die über fünf Jahre ihre Wettbewerber hinter sich ließen. Bei Schwellenländer-Portfolios gelingt das immerhin 37 Prozent und bei Produkten, die in Aktien europäischer Mittelständler und Kleinunternehmen investieren, sogar 44 Prozent aller Fonds.

Mit professioneller Unterstützung klappt die Wahl des "richtigen" Fonds. Berater sollten neben den Performance-Zahlen die Qualität der Fondsgesellschaft kritisch prüfen. Hierbei sind Fragen zu beantworten, etwa: "Wie erfolgreich bewirtschaftet eine Gesellschaft ihre Fondspalette? Jagt sie jedem Trend hinterher und legt sie Fonds in hoher Frequenz auf, möglicherweise auch in Bereichen, in denen sie bisher keine Expertise hatte?", führt Masarwah aus.

Auf diese Weise könnten Investmentprofis vermeiden, dass Anleger ihr Geld auf eine Eintagsfliege setzen. "Haben Anleger erst einmal die Wahl getroffen, sollten sie ihrem Investment dann auch Zeit geben, seine Outperformance-Qualitäten zu entfalten", fasst Masarwah zusammen. (ps)