Viel war in den vergangenen Wochen über sogenannte "Index-Schmuser" zu lesen. Diverse Aufsichtsbehörden in Europa wollen Fondsanbietern, deren Manager nur auf dem Papier vorgeben, Portfolios aktiv zu steuern, tatsächlich aber weitgehend an einem Vergleichsbarometer "kleben", auf den Zahn fühlen. "Aktives Management darf man nicht nur versprechen", sagte Deutschlands oberster Finanzaufseher Felix Hufeld unlängst gegenüber FONDS professionell. Zu recht, denn schließlich liegt die Vermutung nahe, dass Anleger für etwas bezahlen, was sie de facto nicht bekommen.

Ein probates Mittel, Index-Imitaten auf die Spur zu kommen, verspricht eine vergleichsweise neue Kennzahl namens "Active Share". Diese misst, welcher Anteil des Portfolios nicht dem Vergleichsindex entspricht. Ein Active Share von null Prozent heißt, dass der Fonds die Benchmark exakt nachbildet, bei 100 Prozent enthält er keinen einzigen Titel aus dem Vergleichsindex. Die Marktbeobachter von Morningstar entzaubern die Kennzahl nun. Wer hoffte, dass ein hoher Active Share automatisch mit einer Überrendite einhergeht, der irrt.

Mehr Eigensinn = mehr Wagemut
"Die Untersuchung zeigt, dass Fonds, die stark vom Vergleichsindex abweichen, nicht notwendigerweise besser performen als solche, bei denen sich der Manager stärker an seiner Benchmark orientiert", notiert Morningstar-Analyst Jeffrey Schumacher in der aktuellen Ausarbeitung. Seine Untersuchung habe auch gezeigt, was erfahrene Anleger intuitiv bereits ahnten: dass sich mit dem Active Share das Risiko erhöht. "Besonders aktive Fonds können im Vergleich zur Benchmark für Anleger zwar phantastische Renditen bringen, sich aber auch als Alptraum-Investments entpuppen", so Schumacher.

Untersucht wurden insgesamt 413 Fonds, die auf europäische Aktien setzen, auf Leerverkäufe verzichten und mindestens fünf Jahre am Markt sind. Das ernüchternde Ergebnis: Je mehr Eigensinn die verantwortlichen Fondsmanager zeigen, desto stärker streuen die gemessen Renditen. Schumacher: "Unter den Fonds mit dem höchsten Active Share finden sich sowohl die besten als auch die schlechtesten Fonds". Bei Produkten mit einem Active Share von mehr als 60 Prozent reichte die Streuung der Outperformance von minus 11 bis 6,7 Prozent.

Nebenwerte als "Scharfmacher"
Auffällig zudem: Besonders aktive Fonds scheinen laut der Morningstar-Studie deutlich stärker auf Nebenwerte – also Aktienunternehmen mit einer vergleichsweise niedrigen Börsenkapitalisierung – zu setzen als Produkte, die einen geringeren Active Share haben. "Auch wenn derartige Abweichungen nicht grundsätzlich falsch sind, sollen Anleger dies im Auge behalten, um unbeabsichtigte Sektorwetten oder Klumpenrisiken zu vermeiden", rät Schumacher. (ps)