Das Analysehaus Morningstar startet ein Fondsrating mit Blick auf nachhaltige Kriterien. Die Gesellschaft greift dabei auf Daten des Anbieters Sustainalytics zurück, der Unternehmen weltweit unter ökologischen, sozialen und ethischen Aspekten prüft und bewertet. Morningstar überträgt diese Ratings auf die in einem Portfolio enthaltenen Titel und erstellt daraus eine Nachhaltigkeitsbewertung für den ganzen Fonds. Dieses soll künftig parallel zum klassischen Sterne-Rating veröffentlicht und durch Weltkugeln dargestellt werden. In das herkömmliche Qualitäts-Rating von Morningstar fließt die Nachhaltigkeitsbewertung aber nicht ein.

Das Anlagerinteresse an sozial und ökologisch verantwortungsbewussten Investments hat in den vergangenen Jahren sowohl aufseiten privater wie auch institutioneller Geldgeber deutlich zugenommen. Im Jahr 2014 vereinten Fonds mit dieser Ausrichtung allein in Deutschland, Österreich und der Schweiz ein Volumen von 70,6 Milliarden Euro. Fünf Jahre zuvor waren es lediglich 16,1 Milliarden Euro, zeigen Daten des "Forums Nachhaltige Geldanlage".

Schwierige Fragen der Moral
"Es ist sehr schwer, global einen gemeinsamen Zugang zu diesem Thema zu finden", sagt Werner Hedrich, Deutschlandchef von Morningstar. "Bei nachhaltigen Investments bewegen wir uns auf der Ebene von Moral und Ethik. Zwischen Ländern und Kulturen gibt es eine unterschiedliche Wahrnehmung von Nachhaltigkeit", erläutert Hedrich. Während etwa in Deutschland Investments in Atomkraft als nicht vertretbar gelten, gebe es in Frankreich hierzu kaum Bedenken. Daher habe Morningstar auch die Idee verworfen, eine eigene Analyse zu erstellen. "Das hätten wir nicht geschafft", sagt Hedrich. Stattdessen wählte die Agentur eine Partnerschaft mit einem etablierten Anbieter in diesem Bereich.

Bei diesem Ansatz werden keine kritischen Sektoren wie etwa Ölkonzerne, Bergbau oder Waffenhersteller von vornherein ausgeschlossen. Vielmehr werden innerhalb eines Sektors die Unternehmen analysiert und in einer Rangliste sortiert. Daher können auch in einem Fonds mit Top-Nachhaltigkeits-Noten Rüstungskonzerne oder Öl-Multis vertreten sein.

Die Rankings von Sustainalytics umfassen meist nur Standardwerte aus großen Leitbarometern wie Dax oder Eurostoxx 50. Zudem müssen für mindestens 50 Prozent des Fondsvolumens Nachhaltigkeitsdaten verfügbar sein, damit ein Rating überhaupt erstellt wird. In einem nächsten Schritt soll auch für die früheren Positionen eines Fonds die Nachhaltigkeitsbewertung erstellt werden, um die historische Entwicklung betrachten zu können. (ert)