Die Fondsratinggesellschaft Morningstar hat 20 milliardenschwere Fondsflaggschiffe auf ihre Gesamtkostenbelastung hin untersucht. Dabei stützen sich die Analysten auf die neue Kennzahl "Representative Cost", die das Haus jüngst vorgestellt hat. Diese umfasst nahezu alle Gebührenposten, die bei der Anlage in Fonds anfallen – inklusive Erfolgsprämien und Transaktionskosten. Die neue Kennzahl ermöglicht damit erstmals einen wirklich vollständigen Blick auf die Entgelte und Ausgaben, die ein Fondsanleger zu stemmen hat.

Die Morningstar-Experten kommen bei ihrer Auswertung zu einem zweigeteilten Ergebnis. Einige der Portfolio-Dickschiffe am Markt weisen eine erhebliche Differenz zwischen der grundlegenden Management-Gebühr und der allumfassenden Representative Cost auf. "Die Ergebnisse unserer Auswertung deuten an, dass vor allem Performance Fees und Transaktionskosten auch Fonds mit moderat anmutenden laufenden Kosten zu regelrechten Gebührenfressern machen können", fasst Morningstar-Chefredakteur Ali Masarwah die Erkenntnisse zusammen.

Enorme Spannweite
So weist etwa das Flaggschiff von Union Investment, der Privatfonds Kontrolliert, eine Management-Gebühr von zunächst moderat anmutenden 1,2 Prozent aus. Am Ende zahlt der Anleger aber 2,59 Prozent – eine Differenz von stolzen 1,39 Prozentpunkten. Der Erfolgsfonds DWS Concept Kaldemorgen wiederum weist als Basissatz 1,5 Prozent aus, am Ende schlagen aber 2,7 Prozent zu Buche, ein Aufschlag von immerhin 1,2 Prozentpunkten.

Bei anderen Schwergewichten ist die Spanne indes recht gering. Der Allianz Europe Equity Growth beispielsweise wirkt mit einer Management-Fee von 1,8 Prozent im Vergleich zu seinen Konkurrenten auf den ersten Blick recht teuer, schneidet aber mit einer Representative Cost von 1,87 Prozent günstig ab. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei anderen Milliardenfonds  wie dem DWS Top Dividende, dem DWS Deutschland oder dem Uniglobal.

Ist der Preis gerechtfertigt?
Die Experten von Morningstar wollen Missverständnissen vorbeugen. "Die Auswertung sagt nichts über die Angemessenheit der Kosten aus", erläutert Masarwah. "Auch wenn die Fondskosten eine ganz entscheidende Rolle spielen, gibt es noch andere Kriterien zu beachten, die über Erfolg oder Scheitern eines Fonds entscheiden." Dazu zähle etwa der Portfoliomanager und sein Team, der Investmentprozess oder wie schlüssig die vergangenen Renditen zum Anlagekonzept des Portfolios passen. (ert)