Die Analysegesellschaft Morningstar entzieht mehreren milliardenschweren Portfolios das qualitative Rating. Die Analysten stellen am 15. September die Bewertung des mehr als sechs Milliarden Euro schweren Ethna-Aktiv ein. Das Rating für den Carmignac Investissement, der ein Volumen von fast fünf Milliarden Euro aufweist, wurde ebenfalls eingestellt.

Obendrein werden die Analysten keine Noten mehr für den Klassiker der Deutschen Asset Management, den DWS Vermögensbildungsfonds I, vergeben, wie FONDS professionell ONLINE erfuhr. Das einst von Klaus Kaldemorgen gelenkte Vorzeigeprodukt war 2013 von Union-Investment-Mann Andre Köttner übernommen worden. Morningstar wird zudem kein qualitatives Urteil mehr für den von Köttner zuvor verantworteten Fonds, den fast 4,5 Milliarden Euro schweren Uniglobal, abgeben.

Noten-Entzug für Verlierer
"Die Entscheidung, einen Fonds qualitativ zu bewerten, liegt im Ermessen unserer Analysten", sagt Natalia Wolfstetter, Leiterin des Fondsmanager-Research bei Morningstar Deutschland. "Welche Fonds wir in die qualitative Bewertung aufnehmen, hängt nicht primär vom Volumen ab und kann sich im Zeitablauf ändern."

In der Vergangenheit habe das Volumen noch eine größere Rolle gespielt. "Mittlerweile legen wir mehr Wert auf Qualität und Anlegernutzen", erläutert die Expertin. Die Analysten würden ihren Fokus auf Portfolios legen, die sie positiv mit den Noten Bronze, Silber oder Gold bewerten. "Ratings für Fonds, von denen wir nicht mehr überzeugt sind, stellen wir in der Regel ein", begründet Wolfstetter den drastischen Schritt.

Einmal-Erfolge der Vergangenheit
Die Analysten bewerteten die vier genannten Fonds zuletzt mit der Note "Neutral". Alle ringen derzeit mit sichtlichen Performance-Problemen. Die Rating-Experten sehen etwa beim einstigen Erfolgsfonds von Ethenea-Chef Luca Pesarini nur geringe Chancen auf eine Wende zum Besseren. "Wir bezweifeln, dass die vergangenen Ergebnisse angesichts des hohen Fondsvolumens und der Veränderungen im Team und im Investmentansatz ohne weiteres wiederholbar sind", erklärt Wolfstetter gegenüber FONDS professionell ONLINE. Weitere Minuspunkte seien erkennbare Schwächen bei der Aktienauswahl, hohe Gebühren und das negative Urteil über die Fondsgesellschaft.

Auch in den einstigen Kaldemorgen-Klassiker DWS Vermögensbildungsfonds I setzen die Morningstar-Experten keine allzu großen Hoffnungen mehr. Zwar sei Köttner ein versierter Manager, doch die Vorteile seiner Strategie kämen besser beim defensiver ausgerichteten Schwesterprodukt DWS Akkumula zum Tragen. "Die aggressivere Version dieser Strategie kann auf risikoadjustierter Basis nicht überzeugen", stellt Wolfstetter direkt am Anfang ihres Rating-Berichts zum DWS Vermögensbildungsfonds I unmissverständlich klar.

Zum Index-Schmuser abgestiegen
Noch vernichtender fällt das Urteil zu Köttners ehemaligem Fonds aus, dem Genossen-Flaggschiff Uniglobal. Dieser wird nun von Gunther Kramert verantwortet. Dem Fonds gelingt es nicht mehr, sich vom Vergleichsindex MSCI World abzusetzen. Zwar spielten nun verstärkt volkswirtschaftliche Überlegungen in die Anlagestrategie mit ein, dies habe sich aber noch nicht bewährt, so das Morningstar-Urteil. Bei der Auswahl von Einzeltiteln sei zudem zu wenig Aktivität des Management zu beobachten. Auch wenn die Gebühren des Uniglobal nicht allzu hoch ausfallen, sei ein börsengehandelter Indexfonds dennoch die günstigere Wahl.

Bei dem Fonds des französischen Altmeisters Edouard Carmignac bemängeln die Experten wiederum die vielen Wechsel im Aktienteam, was sich auch in schwachen Ergebnissen der Titelauswahl widerspiegele. Ein weiterer Kritikpunkt beim Investissement ist die hohe und für Anleger ungünstig ausgestattete erfolgsabhängige Vergütung. Auch das Flaggschiff der Franzosen, der Carmignac Patrimoine, kann derzeit nicht an vergangene Erfolge anknüpfen.

Deka-Fonds herausgefallen
Die vier Dickschiffe sind nicht die einzigen Portfolios, denen die Ratinggesellschaft die Noten entzogen hat. So gibt das Haus etwa für die europäische Variante des Templeton Growth, für Fonds der Unistrategie-Serie sowie den auf deutsche Aktien ausgerichteten Deka-Fonds keine Urteile mehr ab. Damit führt nicht ein einziges Produkt des zentralen Wertpapierdienstleisters der deutschen Sparkassen mehr ein qualitatives Morningstar-Rating. In den vergangenen Monaten neu aufgenommen haben die Anaylsten hingegen die Betrachtung anderer Bestseller, darunter der Nordea Stable Return und der Jupiter Dynamic Bond. (ert)