Nachhaltige Fonds sind im Schnitt nicht teurer als herkömmliche Portfolios. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des zur Fondsratinggesellschaft Morningstar gehörenden ESG-Analysehauses Sustainalytics. "Den Anlegern wurde in der Vergangenheit suggeriert, dass ESG-orientierte Fonds teurer sind als konventionelle, weil sie spezielle ESG-Daten und ein umfassendes Research verwenden. Das ist ein Mythos", sagt Hortense Bioy, Leiterin Sustainable Investing Research bei Morningstar Sustainalytics.

In der Untersuchung verglichen die Experten die Kosten von ESG-Portfolios in Europa mit denen klassischer aktiver Publikumsfonds und Indexfonds. Die Analysten untersuchten die Gebührenentwicklung über die vergangenen zehn Jahre für sechs bedeutende Fondskategorien von Morningstar. "Wegen der breiten Palette von ESG-Strategien gibt es natürlich auch eine große Spanne bei den Kosten", führt Bioy aus. "Wir haben aber festgestellt, dass ESG-Fonds im Durchschnitt nicht teurer sind als Nicht-ESG-Fonds."

Gebühren fallen
Die Kosten seien in den letzten Jahren sogar gesunken, halten die Studienautoren fest. In den sechs untersuchten Kategorien lagen die nach dem Volumen gewichteten Kosten für ESG-Fonds bei durchschnittlich 0,83 Prozent verglichen mit 0,90 Prozent für konventionelle Fonds. Vor einem Jahrzehnt waren es noch 1,55 Prozent und 1,32 Prozent. Als Gründe nennt die Expertin die Verbreitung neuer Strategien und den zunehmenden Wettbewerb im ESG-Bereich.

In fünf der sechs untersuchten Kategorien weisen aktive nachhaltige Fonds niedrigere Kosten auf als ihre konventionellen Konkurrenten. Das gilt sowohl für den nach Volumen gewichteten wie den einfachen Schnitt. Passive ESG-Fonds wiederum liegen in vier der sechs Kategorien im volumengewichteten Durchschnitt gleichauf mit ihren Nicht-ESG-Pendants. "Nur bei Schwellenländern weisen passive ESG-Fonds höhere Kosten auf, aber der Unterschied bleibt überschaubar", so Bioy.

Passiv mit Ausnahmen
Der Morningstar-Studie zufolge gingen in den vergangenen Jahren neu aufgelegte aktive ESG-Fonds mit niedrigeren Gebühren an den Start als neue Nicht-ESG-Fonds. Bei neuen passiven ESG-Fonds sei das nicht immer der Fall, so die Analysten. Auch die EU-Finanzmarktaufsicht ESMA war in ihrer jährlichen Studie zu Performance und Kosten von Fonds mehrfach zu dem Ergebnis gekommen, dass ESG-Fonds tendenziell günstiger sind als herkömmliche – ebenfalls mit Ausnahmen bei börsengehandelten Indexfonds (ETFs). Die ESMA konstatierte zudem, dass ESG-Fonds auch unabhängig von ihrem Alter günstiger als klassische Portfolios seien.

Im Zuge der Ausrichtung auf nachhaltiges Investieren war es im europäischen Publikumsfondsmarkt zeitweise zu zahlreichen Umwidmungen von klassischen in nachhaltige Strategien gekommen. Die meisten umbenannten ESG-Fonds haben ihre Kosten nach der Umbenennung beibehalten oder gesenkt, stellen die Morningstar-Analysten fest. "Im Jahr 2021, als die Rebranding-Aktivitäten auf Rekordniveau lagen, machten umbenannte ESG-Fonds, die ihre Kosten reduzierten oder unverändert ließen, fast 60 Prozent aus", sagt Bioy. (ert)