Viele Verantwortliche aktiver Fonds schaffen es auch in der Krise nicht, besser als ihre Vergleichsbarometer abzuschneiden. Zu diesem Schluss kommt die Ratinggesellschaft Morningstar in einer Analyse der Performance-Kennzahlen wichtiger Fondskategorien. Demnach schaffte es das Gros der Aktien-, Renten- und Mischfondsmanager in dem seit Ende Februar andauernden Kursverfall nicht, die Verluste einzudämmen und dadurch besser als die Benchmarks dazustehen.

Dabei hätten die Turbulenzen zur Sternstunde aktiver Manager werden sollen. So erklärt die Branche Morningstar-Chefredakteur Ali Masarwah zufolge ihr zumeist eher bescheidenes Abschneiden gerne damit, dass in Bullenmärkten fundamental investierende Fonds quasi automatisch hinter der Benchmark lägen, weil in solchen Marktphasen in den Indizes typischerweise undifferenziert alle Boote noch oben getragen würden. Also auch solche, die von minderer Qualität und für kennzahlenorientierte Fondslenker somit tabu sind. In Zeiten der Krise jedoch zeige sich die wahre Qualität des aktiven Managements.

Ausnahmen bestätigen die Regel
"Diese vermeintliche Weisheit wird typischerweise in jeder Krise als Mythos entlarvt", erläutert Masarwah. "Nimmt man die Fonds einer Kategorie zusammen, dann liegt die große Masse nicht nur in der Hausse, sondern auch in der Baisse hinter der Benchmark, egal, ob man die bloße oder die risikoadjustierte Performance als Maß verwendet." Gleichwohl gebe es gewiss einzelne Portfolios, die gegen den allgemeinen Trend besser abschnitten.

Der Morningstar-Analyse zufolge schnitt auf Euro-Basis die Untergruppe der flexiblen Mischfonds im Corona-Crash besonders schwach ab, gefolgt von den aggressiven Mischfonds. Das ausgewogene Feld schnitt etwas besser ab. Doch selbst die defensive Gruppe türmte höhere Verluste auf als ihr Vergleichsbarometer. Diese setzen sich aus einem Mix von Aktien- und Anleihenindizes zusammen, je nach Kategorie mit unterschiedlichem Mischungsverhältnis.

Ungewünschte Gewichte
Allerdings stellt sich die Frage, ob Anleger in ihrem Portfolio solche Bondbarometer tatsächlich ihr eigen genannt hätten. Diese weisen häufig eine relativ hohe Duration auf, was in der jüngeren Vergangenheit eigentlich nicht im Sinne der Anleger sein konnte. Zudem sind hier mitunter Emittenten extrem stark vertreten, um die viele auf Sicherheit Investoren wohl eher einen großen Borgen machen.

So nehmen etwa beim Bloomberg Barclays Euro Aggregate Bond, den Morningstar heranzieht, Frankreich und Deutschland zwar das größte Gewicht ein, dichtauf folgen aber Italien mit gut 15 Prozent und Spanien mit zehn Prozent Anteil. Demgegenüber hatten augenscheinlich viele Mischfondslenker einen hohen Aktienanteil aufgebaut – der ihnen nunmehr hohe Verluste einbrockte.

Daneben fuhren auch globale Aktien- und US-Standardwertefonds deutlich höhere Verluste ein als ihre jeweiligen Vergleichsbarometer. Aktive Manager mit Fokus auf amerikanische Large-Cap-Titel tun sich schon seit geraumer Zeit schwer, die Messlatten zu übertreffen. Etwas besser schlugen sich Emerging-Market-Aktienfonds. Lediglich den europäischen Large-Cap-Fonds gelang es im Schnitt, wenigstens keine höheren Verluste als die Benchmark einzufahren.

Renditejagd mit Folgen
Auch bei Rentenfonds zeigt sich ein sehr unterschiedliches Bild. So konnten etwa Manager mit Fokus auf US-Hochzinsanleihen ihre Verluste im ähnlichen Rahmen halten wie ihre Benchmark, ebenso bei Euro-Unternehmensanleihen. Schlechter schnitten dagegen die Portfoliolenker der Gruppe "Euro Renten diversifiziert" ab. Diese Gruppe hatte stärker in Unternehmensanleihen sowie in Papiere schwächerer Bonität investiert als ihre Benchmark – in Felder also, die in Niedrigzinszeiten noch etwas höhere Erträge abwerfen.

"Interessanterweise fiel der maximale Verlust bei den Kategorien Euro Renten diversifiziert und Staatsanleihen geringer aus als bei den relevanten Indizes", berichtet Masarwah. "Das lässt darauf schließen, dass Fonds auf der Durationsseite 'kürzer' aufgestellt waren als die Benchmarks." Dies habe sich zwar bereits bei vergangenen Korrekturen positiv bemerkbar gemacht. Angesichts des sich beschleunigenden Renditerückgangs der vergangenen Jahre hätten sich aber auf der Performance-Seite keine Vorteile ergeben. (ert)