Flossbach von Storch will die Kosten für Research auf die eigene Bilanz nehmen. Dies sagte Vorstand Dirk von Velsen dem Branchendienst "Citywire". Damit hat sich eine weitere wichtige Fondsgesellschaft entschieden, auf welche Art sie die Aufwendungen für Analysen in Zukunft abrechnen will. Erst gestern war bekannt geworden, dass die Dekabank die Kosten den Fonds auferlegen wird. Zuvor hatte Union Investment, der institutsübergreifende Asset Manager der deutschen Genossenschaftsbanken, den gleichen Weg eingeschlagen wie die Kollegen der Sparkassen.

Zur Erinnerung: Mit Einführung der EU-Finanzmarktrichtlinie Mifid II 2018 müssen die Kosten für Analysen von Drittanbietern genau ausgewiesen werden. Bislang finanziert sich das Research fast ausschließlich über Gegengeschäfte. Investmentbanken und Broker gewähren Zugang zu ihren Studien, dafür schieben ihnen die Asset Manager lukrative Handelsaufträge zu. Die neuen Regeln sollen ab 2018 diese Praxis beenden und einen klaren Überblick über die tatsächlichen Kosten geben.

Blick aus Wesentliche verstellt
Flossbach-Vorstand von Velsen zweifelt jedoch grundsätzlich an dem Nutzen von externem Research, das meist von Investmentbanken oder Brokern stammt. "Ich würde die Vielfalt der kursierenden Studien und Analysen nicht zwingend als Voraussetzung für gute Investmententscheidungen betrachten", sagte Velsen "Citywire" zufolge. "Ich bin sogar geneigt zu sagen, es ist genau umgekehrt: Das Überangebot an Einschätzungen verstellt nicht selten den Blick auf das Wesentliche und verhindert gute Investmententscheidungen."

Von Velsen erwartet eine Konsolidierung bei den Research-Anbietern. Die Abnehmer würden künftig genauer auf das Preis-Leistungs-Verhältnis achten und in Summe weniger Analysen beziehen. Für die Kunden von Flossbach werde sich hingegen nichts ändern. "Sie werden weiterhin von unserem erstklassigen, hauseigenen Research profitieren. Das ist uns wichtig", betonte Velsen. "Hauseigene Analysen helfen uns dabei, erstklassige Investmententscheidungen zu treffen."

Flossbach im internationalen Trend
Der Kölner Vermögensverwalter stellt sich mit seiner Entscheidung, die Kosten auf die eigene Bilanz zu nehmen, auf die Seite vieler anderer Asset Manager auf internationaler Ebene. So hatten Pimco, J.P. Morgan AM oder M&G sowie Jupiter angekündigt, die Gebühren für Studien selbst zu tragen.

In Deutschland zeichnet sich hingegen der Trend ab, den Aufwand für Studien den Anlegern aufzubürden. Das Kalkül dahinter: Zwar entsteht ein neuer Kostenblock für Research, dafür sollten aber die Transaktionskosten entsprechend sinken. Denn künftig sollte hier der Preis für Studien nicht mehr enthalten sein.

Die Frage ist natürlich, ob dies tatsächlich so eintritt. Auf der anderen Seite ist aber auch klar, dass die Researchkosten womöglich nicht in der Bilanz der Fondsanbieter verbleiben, sonder über höhere Managementgebühren doch an die Kunden weitergereicht werden. (ert)