Die klassischen Rentensysteme geraten immer mehr an ihre Grenzen. Werner Kolitsch, M&G-Länderchef für Deutschland und Österreich, erklärt im Interview mit FONDS professionell ONLINE, welche Alternativen die Fondsbranche eröffnen kann und warum Menschen auch im Ruhestand mit Schwankungen leben lernen müssen.

Herr Kolitsch, für die Altersvorsorge setzen nach wie vor viele Menschen auf Lebensversicherungen und vertrauen auf die staatliche Rente. Beide Säulen erodieren jedoch. Kann die Investmentindustrie eine Alternative eröffnen?

Werner Kolitsch: Das Sparen für den Ruhestand und die Bewirtschaftung des Vermögens in der Rentenzeit ist ein Thema, dem wir Fondsgesellschaften uns bereits seit geraumer Zeit widmen. Die Lebensversicherung kennzeichnet sich durch eine Abschichtung zum Ende der Laufzeit hin. Auf Fondsseite versuchen wir, eine zusätzliche Säule dazu aufzubauen. Diese schwankt zwar. Doch durch regelmäßige Ausschüttungen kann selbst in der Rentenphase noch ein Kapitalzuwachs erzielt werden.

Viele Sparer schrecken aber vor Kapitalmarktinvestments zurück.

Kolitsch: Ja, hierzulande denken die Menschen viel vorsichtiger über die Chancen und Risiken bei Kapitalzuwächsen. Vielleicht stehen wir aber vor einem Paradigmenwechsel. Denn wenn die Zinslandschaft so karg bleibt wie derzeit, dann ist ein Umdenken dringend erforderlich. Hier kommen Investmentfonds ins Spiel.


Welche Lösungen die Investmentbranche zum Sparen fürs und im Alter entwickelt hat und welche Modelle es für Auszahlpläne gibt, lesen Sie im neuen Heft 4/2018 von FONDS professionell im Artikel "Gut versorgt" ab Seite 110 oder hier im E-Magazin.


Welche Rolle können sie konkret spielen?

Kolitsch: Fondslösungen dienen als zusätzliche Säule, um die Lücken bei der Altersvorsorge zu füllen. Sie können sogar eine tragende Rolle übernehmen. Doch dies erfordert ein Umdenken bei den Sparern – und auch bei den Regulierern. Für Anleger mit einem Bedarf an hohen Erträgen bietet sich ein zweigleisiger Weg an. Für die Ansparphase richtet sich die Strategie stärker auf den Kapitalzuwachs aus. In der Entnahmephase wird das Geld dann in eine Strategie mit hohen Ausschüttungen umgeschichtet. Wir empfehlen zudem, nicht alles auf eine Karte zu setzen und nur eine Lösung zu wählen, sondern mehrere Fonds zu kombinieren.

In schwachen Marktphasen können die Ausschüttungen der Fonds aber geringer ausfallen. In solchen Perioden steht den Menschen dann eine geringeres Alterseinkommen zur Verfügung. Manche Fondsanbieter versprechen daher, feste Ausschüttungen zu erwirtschaften. Wie gehen Sie an die Problematik heran?

Kolitsch: Fixe Ausschüttungen entsprechen nicht unserer Philosophie. Wir wollen die Substanz nicht angreifen, nur um eine Ausschüttung leisten zu können. Wenn ein Kunde mehr Geld braucht, als die Ausschüttungen zu dem Zeitpunkt hergeben, kann er immer noch Anteile verkaufen. Im Gegenzug reicht das Ersparte dann womöglich nicht so lange. Garantien lassen sich wiederum aus der derzeitigen Zinssituation heraus nicht anbieten.

Vielen Dank für das Gespräch. (ert)