Das weltweit in nachhaltigen Investmentfonds verwaltete Vermögen ist per Ende September auf 3,9 Billionen Dollar (3,5 Billionen Euro) geklettert. Dies zeigt eine Auswertung der Fondsratinggesellschaft Morningstar. Gleichzeitig stieg auch die Zahl der Portfolios, die Morningstar in das Nachhaltigkeitsuniversum einsortiert, kräftig an. Allein im Verlauf des dritten Quartals kamen rund um den Globus etwa 270 entsprechende Fonds hinzu, so dass die Gesamtzahl mittlerweile stolze 7.486 Sammeltöpfe beträgt. Im bisherigen Jahresverlauf zählt Morningstar rund um den Globus 801 ESG-Produkt-Neuauflagen.

Das Wachstum geht im Wesentlichen auf die Europäische Union zurück. 88 Prozent des nach ökologischen und ethischen Kriterien verwalteten Vermögens entfällt auf den Staatenbund. Die USA liegen abgeschlagen auf Platz zwei mit einem Marktanteil von mageren 8,5 Prozent. Als ein Grund für die herausragende Entwicklung auf dem alten Kontinent führt Morningstar die Regulierung an. Denn in der EU trat im März 2021 die Offenlegungsverordnung in Kraft.

Europa in Führung
"Die Verordnung hat die Offenlegung von Umwelt-, Sozial- und Corporate-Governance-Informationen europäischer Fonds wesentlich verbessert", erläutert Morningstar-Analystin Hortense Bioy. "Das wiederum hat zu einer deutlichen Zunahme von Produkten geführt, die unsere Kriterien für 'nachhaltige Investments' erfüllen." Zudem wurden zahlreiche Strategien umgewidmet oder umbenannt. Innerhalb der ökologischen, sozialen und ethischen Anlagekriterien erfahren Klimafonds die größte Beliebtheit.

Weltweit in nachhaltigen Fonds angelegtes Vermögen (in Mrd. US-Dollar)

Quelle: Morningstar

Mit Blick auf das Nettomittelaufkommen in ESG-Fonds blieb das dritte Quartal hinter dem Vorquartal zurück. Die Nettomittelzuflüsse bezifferten sich auf 141 Milliarden Dollar (125 Mrd. Euro), elf Prozent weniger als per Ende Juli. Vor allem in Europa und den USA schwächten sich die Zuflüsse etwas ab. Dafür stieg per Ende September in Asien und insbesondere in China und Japan die Nachfrage nach ESG-Fonds deutlich an.

Artikel 8 und 9 ziehen Geld an
Zudem wertete Morningstar gesondert für die EU aus, wie sich die in der Region zum Vertrieb zugelassenen Fonds in die verschiedenen Stufen der Offenlegungsverordnung in herkömmliche, "hellgrüne" und "dunkelgrüne" Ansätze einsortieren. So reklamierten per Ende September 21,7 Prozent der Vehikel, Umwelt- und/oder sozial Aspekte (Artikel 8) zu berücksichtigen, 2,8 Prozent nehmen für sich in Anspruch, "nachhaltige Ziele" zu verfolgen (Artikel 9). "Zusammen machen die beiden Kategorien rund ein Viertel des gesamten Fondsuniversums in der EU aus", hält Morningstar-Analystin Bioy fest. Dies bestätigt erste Analysen des Hauses nach Inkrafttreten der Verordnung.

Anteil an Mittelzuflüssen nach europäischer Fondsklassifizierung

Quelle: Morningstar

Zuletzt deutlich zugenommen haben die Nettozuflüsse in Fonds nach Artikel 8 und 9. Sie machten per Ende September fast 57 Prozent aller Zuflüsse im untersuchten Universum aus. Im Vergleich dazu lag ihr Anteil im zweiten Quartal bei 44 Prozent. Die Anbieter reagieren auf den Trend. Sie legen verstärkt Fonds auf, welche die Transparenz-Anforderungen nach den beiden Artikeln erfüllen oder klassifizieren bestehende Produkte entsprechend um, zeigt die Morningstar-Analyse.

Grünes Deutschland
Die Entwicklung in Deutschland folgt diesem Trend. Einer Auswertung des Branchenverbands BVI zufolge verwalteten nachhaltige Publikumsfonds per Ende September ein Vermögen von 339 Milliarden Euro für ihre Anleger, das entspricht 24 Prozent des gesamten deutschen Publikumsfondsvermögens. Spezialfonds kamen auf 113 Milliarden Euro. Inzwischen sei mehr als jeder achte Euro, den deutsche Kunden in Fonds investieren, nach nachhaltigen Kriterien angelegt, meldet der Verband. (ert)