In Zeiten von selbstfahrenden Autos oder Operationen per Roboter scheint vielen offensichtlich, auch die Automatisierung der Wall Street, der City of London oder des Finanzplatzes Frankfurt stehe unmittelbar bevor, berichtet Charles Ellis, Quantitativ-Stratege bei Mediolanum Asset Management. Viele Beobachter gingen davon aus, dass Künstliche Intelligenz (KI) den Stockpicker und Fondsmanager verdrängen werde wie einst den Textilweber. "Es ist schon richtig, dass KI ein großes Potenzial im Bereich von Finanzdienstleistungen hat", sagt Ellis. "Aber im Hier und Jetzt müssen die übertriebenen Erwartungen technophiler Beobachter leider dezent enttäuscht werden."

Der Grund sei ein Missverständnis über die Anwendung von Technologie im Bereich von Finanzdienstleistungen. "Maschinelles Lernen, ein weniger griffiges Konzept als Künstliche Intelligenz, wird seit langem verwendet", argumentiert Ellis. "Letzen Endes ist eine einfache lineare Regression in einer Excel-Tabelle ein Beispiel für maschinelles Lernen, wenn auch eine sehr grundlegende Form."

Kontrolle des Menschen erforderlich
Darüber hinaus könne weiterentwickeltes, maschinelles Lernen als ein starker Partner für menschliche Manager fungieren. Es könne Vorhersagen entwickeln und diese dann in eine Strategie umwandeln. "Aber in allen Fällen ist eine Endkontrolle durch den Menschen erforderlich, um das Vorgehen nachzuprüfen", schränkt der Mediolanum-Manager ein.

Kurz gesagt, die Automatisierung werde den Menschen in absehbarer Zeit nicht ersetzen. "Aber das bedeutet nicht, den Wert von Entwicklungen im Bereich Big Data anzuzweifeln, die das maschinelle Lernen wesentlich verbessern können, um Ergebnisse für Kunden zu verbessern, auch wenn es nicht so anregend klingt wie Robotermanager", folgert Ellis. Doch der bleibe auf absehbare Zeit ein Entwurf auf dem Reißbrett. (fp)