Die französische Fondsboutique H2O soll inmitten der Turbulenzen um hohe Mittelabflüsse eine der Regeln für Publikumsfonds verletzt haben. Dies berichtet die Wirtschaftszeitung "Financial Times" und beruft sich dabei auf den jüngst veröffentlichten Jahresbericht des betreffenden Fonds. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG habe darin festgestellt, dass bei dem H2O Allegro französische Vorschriften, mit denen das Ucits-Regelwerk in nationales Recht umgesetzt wird, übertreten wurden.

Konkret ging es um Transaktionen mit einer einzigen Gegenpartei, bei der es sich zudem nicht um ein Finanzinstitut handelte. Die Regeln erlauben bei einer solchen Konstellation einen Maximalwert von fünf Prozent des Fondsvolumens. Dem Prüfbericht von KPMG zufolge erreichten diese Geschäfte vorübergehend aber einen Anteil von 9,9 Prozent des verwalteten Vermögens.

Die Verfehlung sei mittlerweile korrigiert worden, und der Fonds werde wieder gemäß den Vorschriften gelenkt, vernahm die Zeitung aus dem Umfeld von H2O. Wie lange genau die Fünf-Prozent-Hürde überschritten worden war, geht aus dem Zeitungsbericht nicht hervor.

Grenze überschritten
Im Juni hatten Anleger zeitweilig gut acht Milliarden Euro aus den Fonds der zum französischen Finanzkonzern Natixis zählenden Boutique abgezogen. Auslöser der Abflüsse war ein Artikel in einem Blog der Wirtschaftszeitung "Financial Times". Der machte publik, dass einige H2O-Fonds in erheblichem Umfang in zum Teil illiquide Bonds investiert waren, die dem schillernden deutschen Financier Lars Windhorst zuzurechnen sind. Die Fondsratinggesellschaft Morningstar hatte daraufhin die Bewertung eines der betroffenen Vehikel herabgestuft. H2O hatte die Anteilsrückgaben zwar stets bedienen können, kündigte aber nach anhaltenden Abzügen an, den Bestand an Windhorst-Bonds abzubauen. Seither schien sich das Mittelaufkommen zu stabilisieren.

In einem Abschnitt des Jahresberichts des Allegro per Ende Juni geht H2O auf die Windhorst-Anleihen ein und erklärt darin, komplexe Finanztransaktionen getätigt zu haben. Dabei handele es sich um "umgekehrte Rückkaufvereinbarungen" (Reverse Repo), die die Gesellschaft mit nur einer Gegenpartei eingegangen sei, berichtet die "Financial Times". Demzufolge habe sich das Geschäftsvolumen mit dieser einen Partei auf 9,9 Prozent des Fondsvolumens belaufen. Der Hinweis auf diese Transaktionen sei in der französischen, nicht aber in der englischen Version des Abschlussberichts enthalten. H2O wollte gegenüber der "Financial Times" weder bestätigen, ob diese Gegenpartei Windhorst oder seinem Umfeld zuzuzählen ist, noch die Sachlage weiter kommentieren.

Getrennte Verantwortung
Die Dachgesellschaft Natixis hatte zudem bei der Bekanntgabe der Zahlen zum dritten Quartal mitgeteilt, die Aufsicht über ihre Asset-Management-Sparte zu verbessern. So werde unter anderem bei Natixis Investment Managers die Risiko- von der Compliance-Abteilung getrennt und jeweils von unterschiedlichen Personen verantwortet.

Auch die angeschlossenen Boutiquen müssen nunmehr neben einem Compliance- auch einen Risikoverantwortlichen ernennen. Weiterhin werde bei den Boutiquen ein Überwachungssystem eingeführt, das bestehende und potenzielle Risiken besser erfassen soll. Natixis hatte nach dem Wirbel um H2O im Juni angekündigt, die internen Abläufe zu überprüfen. (ert)