Wer einen Kunden zur Geldanlage berät, muss dessen Erfahrungen, Anlageziele, Risikotoleranz und Verlusttragfähigkeit ermitteln – so sieht es die EU-Richtlinie Mifid II vor. Künftig kommt ein weiteres, nicht-finanzielles Thema hinzu: die Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenzen. Die entsprechende Änderungsverordnung wird wahrscheinlich im ersten Quartal 2021 im EU-Amtsblatt veröffentlicht. Ein Jahr später müssen die Regeln dann in nationales Recht überführt sein. Sprich: Voraussichtlich ab Anfang 2022 wird diese Abfrage in der Anlageberatung und im Portfoliomanagement verpflichtend sein.

Wie die genauen Regeln aussehen werden, ist zwar noch offen. Doch der Entwurf, den die EU-Kommission im Juni vorlegte, gibt zumindest die Richtung vor. Basierend auf diesen Vorstellungen haben das Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) und das Deutsche Netzwerk Wirtschaftsethik (DNWE) gemeinsam mit erfahrenen Finanzberatern und Wissenschaftlern einen "Leitfaden zur Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenz des Kunden im Beratungsgespräch" entwickelt.

"Orientierungshilfe"
Angesichts der steigenden Nachfrage nach nachhaltigen Anlageprodukten seitens der Privatkunden solle der Leitfaden Finanzberatern "als Orientierungshilfe dienen" und sie dabei unterstützen, die Nachhaltigkeitsziele der Kunden "herauszufinden und einzuordnen", sagt FNG-Geschäftsführerin Angela McClellan. "Wir wollen Nachhaltigkeit und ökonomische Faktoren auf eine gleichwertige Ebene bringen", ergänzt DNWE-Vorstandsmitglied Katharina Knoll. "Der Leitfaden kann dabei konkret unterstützen, Wissen und Nachhaltigkeitskompetenzen in der Praxis zu fördern."

Im Fokus des Leitfadens steht die Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenzen des Kunden selbst, vor allem die Konkretisierung der Nachhaltigkeitsziele und deren Erreichung über verschiedene Anlagestrategien. Darüber hinaus verweist er auf zusätzliche externe Bewertungs- und Transparenzanforderungen nachhaltiger Anlageprodukte und gibt Praxistipps sowie weiterführende Informationen zur Gesprächsvorbereitung zum Thema. (bm)


Das FNG stellt den Leitfaden und ein Begleitdokument mit weiteren Erläuterungen und Begriffsdefinitionen kostenfrei im PDF-Format zum Download zur Verfügung (externe Links).