Derzeit hält die expansive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) die Wohnkreditkonditionen weiterhin auf historisch niedrigem Niveau. Im ersten Quartal 2016 sank der Drei-Monats-Euribor auf 0,245 Prozent – und zwar minus. Zwar geben die Banken den negativen Zinssatz ­vorerst nicht an ihre Kreditnehmer weiter, trotzdem finanziert man derzeit so günstig wie noch nie.

Die große Frage lautet derzeit allerdings, wie lange dies noch so bleiben wird. Aktuell können sich zwar allenfalls die USA steigende Zinsen leisten – hier könnte es in diesem Jahr noch zu mehreren Zinsschritten kommen –, das kann und wird sich aber auch in Europa irgendwann einmal ändern. Die Stimmen, die ein Ende der Niedrigzinsphase in Europa fordern, werden jedenfalls lauter. Vor allem die Deutsche Bundesbank fordert von der Europäischen Zentralbank eine Zinserhöhung, sobald die Inflationsrate in der ­Eurozone spürbar anzieht. Es ist also nicht ­unrealistisch, dass wir in wenigen Jahren auf die aktuelle Phase zurückblicken und wünschen, wir hätten die damaligen Finanzierungskonditionen besser genutzt. 

Aktuelles Umfeld nutzen
Nach Angaben des Kreditmaklers Infina bekommt man aktuell bei einer zehnjährigen Fixzinsbindung im Durchschnitt einen Effektivzinssatz von 2,85 Prozent. Dies zeigt der quartalsweise erstellte Infina-Kreditindikator, für den die Daten von zwölf regionalen und überregionalen Kreditinstituten herangezogen werden. Betrachtet man die Angebote der einzelnen Banken genauer, zeigen sich zwar deutliche Unterschiede, im güns­tigsten Fall erhält man als Kreditnehmer mit sehr guter Bonität ein zehnjähriges Fixzinsangebot von 1,625 Prozent pro Jahr.

Dass die Konditionen hier noch deutlich günstiger werden können, hält Infina-Geschäftsführer Harald Draxl nicht für sehr wahrscheinlich: "Eine weitere nachhaltige Verbilligung der Kreditkonditionen erscheint aktuell fraglich. Vorsichtige Kreditnehmer sollten deshalb an Zinsabsicherungen mittels Fixzinsbindung denken, diese sind derzeit weiterhin überdurchschnittlich attraktiv, und am Markt sind Zinsabsicherungen für bis zu 25 Jahre erhältlich." Interessant ist das aktuelle Umfeld somit nicht nur für Neukreditkunden.

Bereits länger laufende Finanzierungen zu optimieren kann langfristig einiges bringen. Und gar nicht so wenige Berater haben dies bereits erkannt, wobei hier ein zweiter Megatrend eine Rolle spielt. Vermögensberater Gerald Kraushofer dazu: "Der Trend geht weiter in Richtung ­Immobilien, dementsprechend steigt die Nachfrage nach Finanzierungen. Zusätzlich steigt das Interesse an Kreditoptimierungen. Ich analysiere für die Kunden, inwieweit es bei den Konditionen Verbesserungsmöglichkeiten gibt. Viele Leute hängen noch in Bauspardarlehen mit drei Prozent. Bei entsprechender Optimierung können sich die Kreditinhaber viel Geld ersparen. Natürlich entstehen im Fall eines Ausstiegs Kosten, die lassen sich allerdings schnell einspielen." 

Deutliche Kostenersparnis
Wie hoch der Vorteil sein kann, zeigen mehrere Musterberechnungen, die Infina für FONDS professionell durchgeführt hat. Bei einem Bauspardarlehen mit einem Mindestzinssatz von drei Prozent und einer Restschuld von 120.000 Euro sowie einer Restlaufzeit von 25 Jahren kann man derzeit durch eine Umschuldung auf ein Bankdarlehen mit ­einem effektiven Fixzins auf 15 Jahre von 2,064 Prozent mehr als 21.000 Euro an Kos­tenersparnis erzielen. (gp)


Den vollständigen Artikel mit allen Berechnungsbeispielen lesen Sie in der neuen Heftausgabe 2/2016 von FONDS professionell, die Ende Mai erscheint.