Die Rufe nach einer Lockerung der strikten Vergaberichtlinie bei Immobilienkrediten (KIM-Verordnung) wurden in den vergangenen Monaten immer lauter. Finanzminister, Banken und Wirtschaftskammer fordern nach einem Einbruch der Neukreditvergabe von fast 70 Prozent seit Jahresanfang eine rasche Überarbeitung der KIM-Verordnung. FMA-Vorstand Helmut Ettl erteilte im "Ö1-Mittagsjournal" am Montag (18.9.) diesen Forderungen eine deutliche Absage. Argumente für eine Aufweichung der Standards sehe man derzeit "nicht auf dem Tisch", so Ettl.

Die österreichische Immobilienwirtschaft sieht in den Aussagen des FMA-Vorstands nun eine "unverständliche Blockadehaltung". Anstatt vor einer Lockerung der Auflagen zur Immobilienfinanzierung zu warnen, müssten Gespräche über eine Reform der KIM-Verordnung geführt werden, sagt Gerald Gollenz, Obmann des Fachverbandes der Immobilien- und Vermögenstreuhänder in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ).

Zwischenfinanzierungen sollen ausgenommen werden
Über die Probleme, die die zu strengen Kreditauflagen mit sich bringen, könne er aus eigener beruflicher Erfahrung berichten, so Gollenz. "Sie verursachen erhebliche Probleme bei der Wohnimmobilienfinanzierung: Die Erfahrungen seit Sommer 2022 zeigen, dass die Anzahl der Darlehen um 50 bis 70 Prozent eingebrochen sind." Gleichzeitig mehren sich die Berichte, wonach heimische Wohnungs- und Hauskäufer erfolgreich für Finanzierungen nach Deutschland ausweichen. Fachverbandsobmann Gollenz plädiert vor diesem Hintergrund dafür, dass Zwischenfinanzierungen aus dem Geltungsbereich der Verordnung ausgenommen werden sollen, denn: "Der Immobilienwert aus der Immobilie, die verkauft werden soll, ist ja zu 100 Prozent vorhanden, was das Ausfallsrisiko für die Banken minimiert."

Für diskussionswürdig hält Gollenz auch die Höhe der sogenannten Schuldendienstquote, die mit 40 Prozent limitiert wurde: "Das treibt immer mehr Menschen in den Mietenmarkt, was dort – nach einem Rückgang der Mieten aufgrund hoher Angebotszahlen – neuerlich Druck auf die Höhe der Mieten auslösen könnte."

Er rät aus Expertensicht zur Eigentumsbildung und mehr Flexibilität bei der Schuldendienstquote: "Diese sollte nicht starr vorgegeben sein, sondern alle Komponenten – wie etwa niedrige Kosten bei besonders energieeffizienten Gebäuden – berücksichtigen. Ganz wichtig wäre das vor allem bei Immobilienfinanzierungen mit Fixzinssatz auf eine Mindestlaufzeit", so Gollenz. "Im Fokus stehen für uns allerdings die Immobilienkäufer, die schon durch die Zinsanhebungen belastet sind und es generell immer schwerer haben, für sich und die nächsten Generationen Eigentum zu schaffen", sagt der Experte abschließend. (gp)