Die jüngsten OGH-Urteile, die nun die Weitergabe von negativen Referenzzinssätzen (Indikatoren) an ihre Kreditnehmer sehr genau regeln, veranlassen Banken zur Nachzahlung zu viel kassierter Zinsen. "Dieser Mehraufwand erfordert nicht nur mittelfristig eine Kompensation durch höhere Margen bei neu abgeschlossenen Kreditverträgen, sondern wird auch die Produktlandschaft bei Krediten für Wohnimmobilien massiv durcheinander wirbeln", erklärt Peter Hrubec, Prokurist beim österreichischen Kredit-Broker Infina.

Andererseits vergaben Banken in Österreich in den ersten fünf Monaten des Jahres 2017 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 17 Prozent mehr Wohnbaukredite an Privathaushalte. Der damit verbundene Wettbewerb der Banken untereinander drückte wiederum die Bankenmargen zusätzlich.

Der durchschnittliche Aufschlag der Marktstichprobe des Infina-Kredit-Indikators (IKI) erreichte bei variabel verzinsten Krediten mit 1,313 Prozentpunkten auf den 3-Monats-Euribor ein neues Tief (seit Bestehen des IKI; Start Anfang 2013). Für den Kreditindikator werden quartalsweise die Daten von zwölf regionalen und überregionalen Kreditinstituten herangezogen. 

Kompensation der Negativzinsen
Ganz aktuell kommt es laut Infina jedoch bereits zu Verteuerungen seitens der Kreditinstitute bei neuen variabel verzinsten Krediten. Zur Kompensation der Negativzinsen müssen Banken nämlich nun verstärkt Gegenmaßnahmen ergreifen.

Eine Möglichkeit von Banken zu reagieren ist es etwa, die Aufschläge generell anzuheben. Eine Alternative dazu ist die Einführung von Kreditmodellen, die über eine Zinsgleitklausel mit Unter- und Obergrenze verfügen. "Da hier jedes Kreditinstitut individuelle Kreditvarianten in Bezug auf Zinsgleitklausel einerseits sowie die Höhe der angebotenen Unter- und Obergrenzen andererseits anbieten wird, wird dies für Verbraucher jedenfalls eine hohe Marktintransparenz zur Folge haben", befürchtet der Infina-Experte. 

Forcierung von Fixzinskrediten
Eine weitere Variante für Banken ist die Forcierung von Fixzinskrediten über verschiedene Absicherungszeiträume. Zwar stiegen die langfristigen Swapsätze in den letzten Wochen aufgrund einer möglichen Änderung der Geldpolitik der EZB  bereits etwas an, dennoch ist laut Hrubec das Zinsniveau für Fixzinskredite für einen Einstieg weiterhin sehr günstig.

Dies zeigt auch der IKI. Obwohl vom 3. April bis 3. Juli der für zehnjährige Fixzinsbindungen relevante Zehn-Jahres-EUR-Swapzinssatz um 17 Basispunkte auf 0,91 Prozent anstieg, haben die zwölf Institute des IKI ihren Nominalzins für zehnjährige Fixzinsbindungen durchschnittlich lediglich um 3,1 Basispunkte auf 2,104 Prozent verteuert. Die Bestkonditionen für Top-Bonitäten beginnen hier aber bereits bei 1,50 Prozent p.a. 

Auch längerfristige Fixzinskredite sind weiter günstig verfügbar. 20-jährige Fixzinsbindungen beginnen beispielsweise ab etwa 2,375 Prozent p.a. und 30-jährige ab 2,99 Prozent p.a. "In der aktuellen Phase bieten Fixzinskredite sowohl für Kreditnehmer als auch für Kreditinstitute Vorteile. Einige Kreditinstitute bevorzugen Fixzinskredite aufgrund der relativ höheren Erträge über längere Zeiträume und  die Kreditnehmer haben indessen den Vorteil einer langfristig, günstigen Absicherung. Denn die aktuelle Niedrigzinsphase dürfte wohl – trotz derzeit noch niedriger Inflationsraten – auf Sicht von einigen Jahren jedenfalls vergänglich sein", meint der Infina-Prokurist abschließend.  (gp)