Europas Finanzmarktausicht ESMA gerät unter Beschuss. Die Behörde soll bei einer Untersuchung, in welchem Ausmaß vermeintlich aktive Fondsmanager sich in Wahrheit einfach nur an ihrem Vergleichsindex entlanghangeln, schlampig gearbeitet haben. Kritikern zufolge soll die Untersuchung "fehlerhaft" und "irreführend" sein, berichtet die Wirtschaftszeitung "Financial Times". Tatsächlich könne das Ausmaß an Fonds, die als aktiv verkauft werden, in Wahrheit aber nur passiv sind, deutlich größer sein.

Die europäischen Aufseher hatten im Februar festgestellt, dass bis zu einem Sechstel der der aktiven Fondsmanager eigentlich "Index-Schmuser" sind, ihre Portfolios also keine nennenswerte und schon gar keine willentliche Abweichung von ihrer Benchmark aufweisen. Die Behörde hatte dabei unter anderem Kennzahlen wie den "Active Share" untersucht, der Unterschiede des gewichteten Portfolios zu seinem Vergleichsbarometer anzeigt.

Studie unterschätzt das Ausmaß
Die britische Fondsboutique SCM Private hat die Untersuchungsmethode der ESMA in einem Test auf einige ausgewiesene Indexfonds angewendet. Das kuriose Ergebnis: Die Indexfonds wurden mit der ESMA-Methode nicht als solche erkannt, sondern für aktive Fonds gehalten.

SCM sieht die Ursache für dieses Phänomen in der Tatsache, dass die meisten Investmentfonds ihren täglichen Fondswert noch vor dem Handelsschluss ihrer Vergleichsbarometer veröffentlichen. In den Stunden zwischen diesen beiden Zeitpunkten können die Börsenkurse noch deutlich schwanken. In den Berechnungen werden daher Unterschiede zwischen Fonds und Referenzindex angezeigt, die es so in der Realität eigentlich nicht gibt.

"Der Esma-Report unterschätzt das wahre Ausmaß der Index-Schmuserei", folgert daher Gina Miller, Co-Gründerin von SCM Private. Die Esma entgegnete auf Nachfrage der "Finanical Times", dass die Untersuchung lediglich Hinweise habe liefern sollen, ob es EU-weit ein Problem mit Index-Schmusern geben könnte. "Die Ergebnisse haben gezeigt, dass es hier potenziell ein Problem gibt. Daher sind weitere, genauere Untersuchungen der nationalen Aufseher nötig. Einige sind bereits im Gange", so der Esma-Sprecher zur "Financial Times". (ert)