Die irische Zentralbank lotet aus, ob die geltenden Liquiditätsvorgaben für Fonds ausreichen. Hintergrund sind Skandale wie um die einstigen Starmanager Neil Woodford oder Tim Haywood von GAM. Diese hatten massiv in illiquide Anleihen investiert, mussten die Rückgabe von Anteilen aussetzen und ihre Vehikel letztlich auflösen. "Solche Fälle werfen die Frage auf, ob die bestehenden Regeln zu Liquiditätsrisiken ausreichen", sagte Gerry Cross von der Central Bank of Ireland (Banc Ceannais na hÉireann), bei einer Veranstaltung in London.

Der Notenbank obliegt die Aufsicht über den irischen Fondsmarkt. Mit einem Volumen von fast drei Billionen Euro ist dies das zweitgrößte Fondsdomizil nach Luxemburg. Neben den irischen hatten sich auch die britischen Aufseher dafür ausgesprochen, die Regeln und Richtlinien für Investmentfonds einer Prüfung zu unterziehen. Auch die Luxemburger CSSF soll hinter den Kulissen ausgelotet haben, ob die bestehenden Bestimmungen ausreichen. Der Internationale Währungsfonds wiederum hatte in seinem jüngsten Risiko-Report vor möglichen Gefahren bei Rentenfonds gewarnt. Diese türmen immer mehr Ramschanleihen auf.

Mögliche Gefahren im Voraus erkennen
Mit Blick auf Woodford & Co. fragte Zentralbanker Cross: "Sind diese Fälle nur Beispiele, bei denen die Regeln nicht befolgt wurden? Oder muss das Rahmenwerk aus Regeln insgesamt überarbeitet werden?". Auf diese Fragen werde die irische Notenbank und auch andere Aufseher einen Fokus legen, kündigte Cross an. Eine Überarbeitung der Ucits-Richtlinie obliegt zwar letztendlich europäischen Institutionen. Zudem hatte die europäische Aufsicht Esma zuletzt vor einer vorschnellen Änderung der Richtlinien gewarnt. Doch die Stimme der irischen Aufsicht hat angesichts der Größe des regionalen Fondsmarktes großes Gewicht.

Zentralbanker Cross betonte laut Redemanuskript, dass es nicht ausreiche, im Nachhinein nach Skandalen oder Vorfällen die Regeln zu verschärfen. Den Aufsehern obliege es vielmehr, auch im Voraus mögliche Gefahrenherde abzuschätzen und abzustellen. Zudem genüge nicht allein der Blick auf einzelne Fonds. Auch die Auswirkungen auf das gesamte Finanzsystem gelte es zu beachten. "Gleichwohl sollten wir nicht in die Falle tappen und Investmentfonds genauso behandeln wie Banken", sagte Cross. (ert)


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