Viele Fondsgesellschaften verzeichneten in den vergangenen Jahren ein stetes Wachstum – und heuerten neue Mitarbeiter an. Das wechselhafte Börsenjahr 2018 versetzte der Stimmung jedoch einen Dämpfer. Viele Anbieter warten zunächst die weitere Entwicklung ab, sagt Karin Schambach im Interview mit FONDS professionell. Die Gründerin der Personalberatung Indigo Headhunters rechnet zudem mit einem Strukturwandel.


Frau Schambach, die US-Gesellschaft Blackrock erregte Anfang des Jahres mit einer Ankündigung für Aufsehen in der Fondsbranche: Der Platzhirsch will Stellen streichen. Ist das nach Jahren des Wachstums das Signal für eine Wende?

Karin Schambach: Der Schritt hat eine Signalwirkung, wenngleich nur bedingt. Blackrock ist der Asset Manager, der am ehesten wie eine Investmentbank geführt wird. Das Haus reagiert schneller als andere Anbieter. Wenn die Gewinne in der Branche sinken, dann wissen Branchenkenner, dass Blackrock bereit ist, kurzfristig Stellen abzubauen.

Wie ist Ihr Eindruck von der Lage am Arbeitsmarkt in der Fondsbranche?

Schambach: Wir befinden uns in einer immer noch starken Phase der Rekrutierung. 2018 war ein außergewöhnliches Jahr. Einige Asset Manager hatten das Ziel, sich zu vergrößern – und die Mittel hierfür standen zur Verfügung. Wir haben viel Bewegung im Arbeitsmarkt gesehen. Die Wechselbereitschaft war hoch. Nach so einem guten Jahr ist das kaum noch steigerungsfähig.

Stehen also Arbeitssuchende im Asset Management vor härteren Zeiten?

Schambach: Die Stimmung in der Branche ist verhalten, eher abwartend. Viele Gesellschaften warten zunächst die Ergebnisse der ersten Monate des Jahres ab, bevor sie Entscheidungen über Neueinstellungen fällen. Sie achten sehr auf die Kosten und wägen ab, welche Investitionen zwingend notwendig sind. Einen massiven Stellenabbau im Asset Management erwarte ich allerdings derzeit nicht. Die erste Form des Abbaus ist, freiwerdende Stellen nicht neu zu besetzen. Es ist zu beobachten, dass derartige Einsparungen bei einzelnen Häusern umgesetzt werden und sie deutlich vorsichtiger agieren.

Die Konkurrenz durch passive Produkte und der Kostendruck erschweren das Geschäft, hinzu kommt die Digitalisierung. Wie reagieren die Anbieter auf dieses Umfeld?

Schambach: Wie in anderen Branchen steht auch im Asset Management ein Strukturwandel an. Viele Facetten des Geschäfts werden sich verändern – eine Disruption ist zu erwarten. Die Asset Manager machen sich durchaus Gedanken über ihre Strategie. Reicht es den Fondsgesellschaften etwa, nur Produkte zu entwickeln, oder sollten sie über eine Plattform mehr Dienstleistungen und Lösungen bieten? So kommt es zu einem erweiterten Leistungsspektrum der Asset-Management-Häuser.

Was bedeutet diese Entwicklung für die Mitarbeiter von Fondsgesellschaften?

Schambach: Für Arbeitnehmer wiederum kommt es in diesem Umfeld darauf an, starke Kompetenzen zu haben und sich auf Veränderung einlassen zu können. Flexible, anpassungsfähige und kreative Mitarbeiter werden auch künftig gefragt sein. Eine Veränderung des Umfelds bedeutet immer, dass man sich auch selbst verändern muss.

Vielen Dank für das Gespräch. (ert)


Fähige Portfoliomanager warben Fondsgesellschaften bisher oft mit einer besseren Bezahlung ab. Angesichts des um sich greifenden Kostendrucks verlieren finanzielle Anreize an Bedeutung. Wie Asset Manager dennoch Talente anlocken oder halten können, lesen Sie in der neuen Heftausgabe 1/2019 von FONDS professionell oder hier im E-Magazin.