Bruno Crastes und Vincent Chailley feierten mit den Fonds ihrer Boutique H2O einen Erfolg nach dem anderen. Die Siegesserie lockte zahlreiche Anleger an, die Milliarden in die Portfolios der zum französischen Boutiquendach Natixis Investment Managers zählende Gesellschaft investierten. Mit ihrem Global-Macro-Ansatz, der Anlageentscheidungen aus weltweiten volkswirtschaftlichen Überlegungen ableitet, bewiesen Crastes und Chailley immer wieder Treffsicherheit.

Doch nun erregt ein Investment des französischen Duos Aufsehen: Die H2O-Publikumsfonds halten zum Teil illiquide Papiere von Unternehmen aus dem Umfeld des einstigen Wunderunternehmers, Pleitiers und Wiederkehrers Lars Windhorst, wie die Wirtschaftszeitung "Financial Times" (FT) berichtet.

Asienreise mit dem Bundeskanzler
Windhorst startete in den 1990er-Jahren eine steile Karriere als Jungunternehmer, ging mit dem damaligen deutschen Bundeskanzler Helmut Kohl auf Asienreisen und galt als Vorzeigenachwuchs des deutschen Unternehmertums. Nach dem Platzen der Dotcom-Blase geriet seine Firma in Schieflage, und Windhorst musste Insolvenz anmelden.

Mit der Investmentgesellschaft Sapinda startete Windhorst ein Comeback. Die Firma benannte er jüngst in Tennor um – und gewann mehrere Anker-Investoren. Dazu zählen eben auch die Fonds von H2O. Crastes rückte zudem in den Aufsichtsrat von Tennor – neben anderen Schwergewichten der Finanzwelt wie dem ehemaligen Co-Chef von Aberdeen Standard Investments, Martin Gilbert, wie das "Manager Magazin" Ende Mai berichtete.

Rating ausgesetzt
Das Engagement der französischen Macro-Manager erregte mit dem FT-Artikel nun Aufsehen. Die Ratinggesellschaft Morningstar setzte das Rating für einen der H2O-Fonds, den Allegro, aus und überprüft die Einschätzung. Die Analysten hatten zuvor die Note "Bronze" vergeben. Zwar seien nur etwas mehr als sieben Prozent der Mittel des rund 2,3 Milliarden Euro schweren Allegro überhaupt in Unternehmensanleihen investiert und etwas mehr als vier Prozent in illiquide Papiere.

Dennoch werfe die Konzentration auf die Person Windhorst Bedenken auf. Zudem berge das Aufsichtsratsmandat von Crastes bei Tennor möglicherweise Interessenkonflikte, so die Morningstar-Experten. Ucits-Fonds dürfen maximal bis zu zehn Prozent ihres Volumens in illiquide Papiere investieren. Nach dem Bekanntwerden der Windhorst-Investments war der Aktienkurs des H2O-Mutterkonzerns, der französischen Investmentbank Natixis, um mehr als zehn Prozent eingebrochen.

Immer wieder illiquide
Natixis und H2O verteidigen hingegen die Investments. Die Liquidität der Fonds sei gewährleistet, heißt es in einer Stellungnahme. "Wir haben erhebliche Barreserven in der Hand", so Crastes. Im Gespräch mit dem Branchendienst "Citywire" verwies Crastes darauf, dass man als Manager mit Kritik an seinen Anlageentscheidungen leben müsse. So wolle er an den Investments festhalten. Zugleich prüfe das Haus aber alle Positionen, die es in den vergangenen Jahren eingegangen sei.

Wenige Tage zuvor hatte der britische Starmanager Neil Woodford seinen fast vier Milliarden Pfund schweren Fonds einfrieren müssen, da Anleger in Scharen Anteile zurückgeben wollten. Woodford hatte in erheblichem Maße in illiquide Papiere investiert. Das Engagement des ehemaligen Managers Tim Haywood in ebenfalls nicht an der Börse notierte Schuldtitel hatte den Schweizer Asset Manager in eine schwere Krise gestürzt. (ert)