Die Asset-Management-Boutique H2O schließt eines ihrer Portfolios. Dies geht aus einem Schreiben an die Anleger hervor, das FONDS professionell ONLINE vorliegt. Demnach wird der H2O Fidelio liquidiert. Das in ihm verwaltete Vermögen wurde zuletzt auf rund 147 Millionen Euro beziffert. Als Grund für das Aus gibt die Gesellschaft an, dass es nicht gelungen sei, Investments in Wertpapiere des Dessous-Fabrikanten La Perla sowie des Medizintechnik-Herstellers Avatera "geordnet zu veräußern".

Beide Unternehmen zählen zum Umfeld der Tennor Holding des schillernden deutschen Investors Lars Windhorst. Anleger hatten im Sommer 2019 massiv Mittel aus mehreren H2O-Portfolios abgezogen. Auslöser war ein Artikel der "Financial Times", der das zum Teil erhebliche Engagement der Fonds in wenig liquide Wertpapiere aus der Windhorst-Welt ans Licht brachte. Die von Starmanager Bruno Crastes gegründete Gesellschaft H2O kündigte daraufhin an, die Papiere verkaufen zu wollen.

Wertpapiere in "Seitentaschen" abgetrennt
Die Lage entspannte sich zeitweilig wieder – bis zum Corona-Crash im Frühjahr 2020. Im Zuge dessen büßten einige H2O-Fonds empfindlich an Wert ein. Zudem war der angekündigte Verkauf der illiquiden Papiere nicht vollzogen worden, wie sich später herausstellte. Als Folge fror die Boutique auf Veranlassung der französischen Finanzaufsicht mehrere Fonds zeitweilig ein. Die illiquiden Werte wurden in sogenannten "Side-Pockets", also "Seitentaschen", ausgegliedert. Diese illiquiden Teile bleiben geschlossen und werden abgewickelt. Die liquiden Fonds öffnete das Haus hingegen wieder.

Bei dem nunmehr vor der Auflösung stehenden H2O Fidelio war, so geht aus dem Schreiben hervor, Ende August 2020 die Ausgabe und Rücknahme von Anteilen sowie die Berechnung des Fondswerts eingestellt worden. Der in Irland beheimatete Fonds zählte nicht zu den Portfolios, bei denen H2O das "Side-Pocketing"-Verfahren eingeleitet hatte. Eine Anfrage von FONDS professionell ONLINE zum Hintergrund und zu Details der Liquidation beantwortete H2O bislang nicht. Die Muttergesellschaft Natixis Investment Managers wollte zu unseren Fragen keinen Kommentar abgeben.

Anleger ausbezahlen – zum Teil
Die Investments in La Perla machten dem Schreiben an die Anteilseigner zufolge zuletzt 2,8 Prozent des Fondsvolumens aus, die in Avatera 12,5 Prozent. Da es "trotz aller Anstrengungen" nicht gelungen sei, die Papiere zu veräußern, sei es nicht länger praktikabel oder wirtschaftlich vertretbar, den Fonds weiter zu betreiben. Die Anteilseigner sollen zum heutigen 26. Januar ausbezahlt werden – aber nicht vollständig. In einem ersten Schritt sollen gut 80 Prozent des Fondsvermögens ausgeschüttet werden. Ob Anleger weitere Zahlungen erhalten, hängt bei einer Fondsschließung üblicherweise davon ab, zu welchem Preis sich die übrigen Papiere verwerten lassen.

Die Turbulenzen rund um die Windhorst-Investments führten dazu, dass sich der Ankerinvestor von H2O zurückzieht. Die französische Gesellschaft Natixis Investment Managers hatte im November 2020 angekündigt, ihren Anteil in Höhe von 50,1 Prozent verkaufen zu wollen. Die Fondstochter der Großbank Natixis tritt als Boutiquendach auf und unterstützt die angeschlossenen Asset Manager etwa bei Vertrieb und Marketing. Anfang Januar dieses Jahres wurde dann bekannt, dass das H2O-Management um Crastes die Anteile von Natixis übernimmt. (ert)