ETFs genießen, zumindest bei zahlreichen institutionellen Anlegern, einen hervorragenden Ruf, jedoch mehrt sich vor allem aufseiten der Anbieter herkömmlicher Fonds die Zahl der Kritiker der Produkte. ETFs und andere Indexfonds würden die Stabilität des Finanzsystems bedrohen und das Risiko für eine neue Finanzkrise erhöhen, monieren sie. "Das generelle Verteufeln von ETFs ist allerdings eine Übertreibung, die häufig von konkurrierenden aktiven Investmenthäusern geäußert wird", sagt Gerald Klein, Chef der Robo-Advisory-Plattform Growney. Er findet: Beide Investmentformen, sowohl aktive als auch passive, haben ihre Daseinsberechtigung. 

Vielen Kritikern bereitet es Sorge, dass der Marktanteil passiver Investments gewachsen ist. Sie befürchten, dass durch den Zuwachs die volkswirtschaftliche Kapitalallokation der Finanzmärkte beeinträchtigt wird, also Investitionen fehlgeleitet werden. Diesen Kritikpunkt findet Klein nicht sinnvoll: "Auch aktive Anleger und Fondsmanager üben keinen erheblichen Einfluss auf die Allokation von Eigen- und Fremdkapital in einer Volkswirtschaft aus. Die eigentliche Macht, Unternehmen mit Kapital zu belohnen oder abzustrafen, haben nach wie vor die Konsumenten."

ETFs sind keine Gefahr für das Finanzsystem
Ein weiterer Vorwurf der ETF-Gegner: Indexfonds würden Trends verstärken. "Diese Argumentation ist von ihrer Logik her zwar nachvollziehbar, trifft in der Realität allerdings nur selten zu." Grund hierfür sei, dass bei Indexfonds oft eine automatische Gewichtung stattfinde. Preisveränderungen von Aktien werden somit oftmals bei einer Gewichtung nach Marktkapitalisierung durch den Preis vollends reflektiert. 

Auch die Sorge, dass die mögliche Pleite größerer ETF-Anbieter – ähnlich wie beim Zusammenbruch von Lehman Brothers 2008 – das Finanzsystem destabilisieren könnte, lässt sich Klein zufolge entkräften. "Bei dem Argument gibt es einen Denkfehler", sagt er. ETF-Anbieter seien Asset Manager und könnten nicht mit Banken gleichgesetzt werden. "Bei einem Börsencrash würden die ETF-Anbieter nicht zwangsläufig funktionsunfähig werden", so Klein.

Die Kundengelder, die ETF-Anbieter verwahren, würden eventuell dezimiert, der Anbieter selbst würde jedoch nur Einnahmen aus der Verwaltungsgebühr einbüßen. Das führe jedoch nicht automatisch in die Pleite. Zudem legt Klein Wert auf die Feststellung, dass Asset Manager – anders als Banken – keine Kredite vergeben. "Der Absturz oder die mögliche Aufspaltung eines ETF-Anbieters hätte auf die gesamtwirtschaftliche Kreditvergabe demnach wenig Einfluss. Dies gilt im Übrigen auch für die Anbieter von aktiv gemanagten Fonds." (fp)