Unternehmen können ihren Börsenwert zumindest kurzfristig erhöhen, indem sie sich im Zuge einer Umbenennung mit nachhaltig klingenden Namensbestandteilen wie "Green", "Natural" oder "Eco" schmücken. Zu diesem Ergebnis kommt Carmelo Latino, Forscher in der Abteilung Financial Markets des Leibniz-Instituts für Finanzmarktforschung SAFE, in einer kürzlich vorgelegten Studie.

Latino analysierte für die Jahre 2000 und 2022, wie sich die Aktienkurse von US-Unternehmen entwickelten, die eine "grüne" Umfirmierung ankündigten. Eine positive Reaktion gab es vor allem dann, wenn die Firma bislang noch nicht mit einer besonderen Umweltorientierung aufgefallen war. "Unternehmen, die 'grüne' Wörter zu ihren Namen hinzufügen, verzeichnen signifikante kumulative abnormale Renditen von etwa 15 Prozent im Zeitraum eines Tages nach Ankündigung des Namenswechsels", heißt es in einer Pressemitteilung des Instituts.

Folgen der Ankündigung keine Taten, sinkt der Kurs wieder
Doch ist es wirklich so einfach, Erfolge an der Börse zu feiern? Nicht ganz. Der SAFE-Forscher untersuchte nämlich zudem die Abschnitte zur Geschäftsbeschreibung in den "Form 10-K"-Formularen, die von Unternehmen als genormter Jahresbericht bei der US-Börsenaufsicht SEC nach der Namensänderung eingereicht wurden. Dabei zeigte sich: Passen die Unternehmen ihr Geschäft langfristig nicht an den neuen Namen an, müssen sie der Untersuchung zufolge mit "erheblichen negativen abnormalen Renditen" rechnen. "Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass Greenwashing einen nicht dauerhaften positiven Effekt auf die Aktienkurse hat", sagt SAFE-Abteilungsleiterin Loriana Pelizzon. Der Effekt verschwinde, sobald Anleger das Greenwashing entdeckten.

Studienautor Latino unterstreicht, dass diese "neue Form von Greenwashing" zwar kurzfristige Gewinne einbringen kann, aber letztlich das Vertrauen und die Glaubwürdigkeit eines Unternehmens zerstört. Er rät Anlegern daher zur Vorsicht bei Investitionen in Unternehmen, die eine Namensänderung mit ESG-Bezug ankündigen – insbesondere dann, wenn sie bislang noch nicht durch ihr Engagement in puncto Nachhaltigkeit aufgefallen sind. (bm)


Die Studie "Surfing the Green Wave: What's in a 'Green' Name Change?" steht hier zum Download bereit (externer Link).