Forschende der Frankfurt School of Finance & Management haben einen auf sozialen Medien basierenden Inflationserwartungsindex für Deutschland entwickelt. Ein Sprachmodell wertet deutsche Tweets auf der Plattform X, dem früheren Twitter, aus und erstellt einen täglichen Inflationserwartungsindex. Damit sind laut Frankfurt School of Finance & Management erstmals Inflationserwartungen für Deutschland in Echtzeit verfügbar.

In die Analyse gehen alle deutschsprachigen Tweets auf der Social-Media-Plattform X ein, welche Schlüsselwörter zum Thema Preise und Inflation enthalten. Nachdem der Algorithmus diese um mögliche Störsignale bereinigt hat, werden die Inflations-Tweets von einem vortrainierten Sprachmodell als "steigend", "fallend" oder "neutral" klassifiziert. Für jeden Tag werden sie zu einem täglichen Index aggregiert. 

Per Tweet zum Index
Der neue Echtzeit-Inflationserwartungsindex basiert auf deutschen Tweets seit 2011 und korreliert im bisherigen Auswertungszeitraum stark mit den tatsächlichen Inflationsraten. Besonders ausgeprägt ist nach Angaben der Forscher der Einfluss von Tweets privater Nutzer in der aktuellen Phase erhöhter Inflation. Die Frankfurt School of Finance & Management sieht den neuen Index als wertvolles Instrument für Marktakteure und politische Entscheidungsträger, um die vorherrschende Inflationserwartung zeitnah erkennen zu können.

Johannes Müller, Leiter des globalen Research bei der DWS, sagt: "Der neu entwickelte Inflationserwartungsindex ist ein gutes Beispiel dafür, wie die Wissenschaft einen echten Mehrwert mit Praxisbezug nicht nur für die Finanzindustrie, sondern für die Wirtschaft als Ganzes beisteuern kann." Sascha Steffen, Direktor des Centre for European Transformation an der Frankfurt School, meint: "Wir planen, unsere Indexanalysen auszuweiten und zum Beispiel den Zusammenhang zwischen Inflation und privatem Konsum zu untersuchen. Zudem können wir den Index auch für andere Länder aufsetzen." (jh)