Gutes darf ruhig etwas mehr kosten, finden viele Verbraucher. Motto: Man gönnt sich ja sonst nichts. Auch bei der Fondswahl setzen Sparer häufig insgeheim voraus, dass teure Produkte mehr leisten als ihre billigeren Konkurrenten. Eine Studie von Morningstar zerstört diese Illusion nicht nur, sie kommt sogar zum gegenteiligen Ergebnis: Kostspielige Fonds sind preiswerteren Portfolios renditemäßig häufig nicht einmal annähernd ebenbürtig.

Generell spielen Fondskosten in Europa noch nicht jene wichtige Rolle wie bei US-Renditesuchern. Unter Amerikas Anlegern hat sich herumgesprochen, dass gebührenintensive Portfolios, bis auf wenige Ausnahmen, keine verlässlichen Überrenditen erwirtschaften. Statistiken, auch solche von Morningstar, belegen das immer wieder (FONDS professionell ONLINE berichtete).

Während deshalb auf der anderen Seite des Atlantiks billigere ETFs schon seit Jahren unaufhaltsam auf dem Vormarsch sind, glauben Europas Anleger immer noch, dass teurere Fonds unterm Strich ihr Geld wert sind. Zu Unrecht, findet Morningstar-Analyst Michael Haker: "Anleger sollten die Fondskosten als eines der wichtigsten Auswahlkriterien bei der Fondsauswahl berücksichtigen. Denn die Gebühren haben einen signifikanten Einfluss auf die Fondsperformance." Wie groß beziehungsweise sogar, wie negativ dieser Zusammenhang ist, zeigt seine Studie eindrucksvoll.

Hohe Gebühren = enttäuschende Performance
Mehr als 4.000 in Europa zum Vertrieb zugelassene Fonds mit verschiedenen Anlageschwerpunkten wurden über einen Zeitraum von fünf Jahren auf die Frage hin untersucht, ob und wie stark ihre Wertentwicklung mit den in Rechnung gestellten Gebühren zusammenhängt, die in produktspezifischen Factsheets sowie in den "Wesentlichen Anlegerinformationen" (KIIDs) ausgewiesen werden. Das verheerende Ergebnis: Je höher die Gebühren eines Fonds ausfallen, desto schlechter ist in aller Regel dessen Wertentwicklung. Viele "Luxus-Portfolios" schneiden schlechter ab als ihr Vergleichsindex und die deutlich günstigeren Herausforderer aus dem ETF-Lager.

In einem ersten Schritt wurden die Fonds nach "Beliebtheitsgraden" sortiert und zusammengestellt – also nach Portfolios, in denen besonders große Anlegervermögen geparkt sind. Schon diese Zwischenschau fällt eindeutig aus: In allen Großgruppen "Aktien weltweit", "Aktien Europa" und "Aktien Schwellenländer" sind unter den Outperformern besonders häufig preiswerte Fonds zu finden. Portfolios hingegen, die zu den teuersten ihrer Vergleichsgruppe zählen, schaffen es selten bis nie, Anlegern eine Überrendite zu erwirtschaften.

Haker drückt das wissenschaftlicher, aber kaum schmeichelhafter aus: "Von den günstigsten hin zu den teuersten Kostenquintilen schrumpft die Outperformer-Quote deutlich." Erheblich ist der Unterschied beispielsweise bei den Europa- Standardwerte-Fonds. "Von allen Produkten im günstigsten Kostenquintil mit durchschnittlich laufenden Gebühren von 0,81 Prozent gelang es 38,2 Prozent, ihre Kategorie-Benchmarks zwischen 2011 und 2015 zu überholen. Im teuersten Quintil mit durchschnittlichen Kosten laut KIID von 2,72 Prozent schaffte dieses Kunststück nicht einmal jeder zehnte Fonds", so Haker.

Belastbare Ergebnisse
Doch es kommt noch schlimmer: Haker und seine Morningstar-Kollegen können nachweisen, dass der negative Zusammenhang zwischen Renditeresultat und Kosten kein Zufall ist, sondern statistisch signifikant. Und dass er – mit einer einzigen Ausnahme – für alle Fonds gilt, die auf Aktien setzen.

Um das zu belegen, ging Haker der Frage nach: "Wie hoch sind die durchschnittlichen Kosten nach Out- oder Underperformance-Ergebnis?". Dazu stellte er den Grad an Out- beziehungsweise Underperformance  – also die relativ zum Vergleichsindex erzielte Überrendite pro Jahr, die von plus zwölf bis minus zwölf Prozent p.a. reicht – ins Verhältnis zur zugehörigen KIID-Kostengruppe. Das beschämende Gesamtbild zeigt die folgende Grafik.

Schlecht und teuer: Kostspielige Fonds übertrumpfen Konkurrenten selten

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Insbesondere bei globalen Standardwerten (gelbe Linie) und europäischen Blue Chips (grüne Linie) fällt die Kostenlinie deutlich ab, je weiter die Fonds in Outperformance-Terrain vordringen. Was nichts anderes bedeutet als: Billig macht's besser. "Weltweit anlegende Aktienfonds, die zwischen Januar 2011 und Dezember 2015 ihre Vergleichsindizes um 12 Prozent annualisiert underperformt haben, weisen durchschnittlich laufende Kosten von rund 2,7 Prozent aus", führt Haker aus. Produkte, die eine Outperformance von bis zu sechs Prozent erreicht haben, sind mit durchschnittlich 1,2 bis 1,3 Prozent Kosten deutlich preiswerter.

Nur Emerging-Markets-Fonds bilden einen Ausreißer – scheinbar: Produkte mit der stärksten Performance sind hier nicht gleichzeitig auch die günstigsten. Rasch knippst Haker aber auch diesen Lichtblick aus: "Das Bild prägt nur ein einziger Fonds, der in den Jahren 2013 und 2015 sogar zum Besten einen Prozent seiner Morningstar-Vergleichsgruppe gehörte. Der Großteil der 314 Schwellenländer-Produkte unserer Auswertung befindet sich in den Performance-Kohorten zwischen minus neun Prozent Underperformance bis sechs Prozent Outperformance. Hier gilt der gleiche Trend wie für globale und Europa-Fonds."

Kosten stärker in Augenschein nehmen
Was Anleger und deren Berater daraus lernen können? Bei der Fondsauswahl sollte die erzielte Performance nur dann eine Rolle spielen, wenn das Überflieger-Portfolio bei den Gebühren nicht zu sehr hinlangt. Denn wie heißt es in den Fondsunterlagen so schön: "Die historische Performance lässt keine Rückschlüsse auf künftige Rendite-Ergebnisse zu." Nur wenigen Fondsmanager gelingt es, an ihre früheren Erfolge anzuknüpfen. Sicher ist hingegen nur eins: Welche Kosten er respektive sein Arbeitgeber dafür in Rechnung stellt. (ps)