Der Fondsanbieter Franklin Templeton hat Anfang September seine Offensive bei börsengehandelten Indexfonds (ETFs) in Europa gestartet und vier sogenannte Smart-Beta-Produkte an der Frankfurter sowie der Londoner Börse gelistet. Smart- oder Strategic-Beta-Produkte bilden keine herkömmlichen, nach Marktkapitalisierung gewichteten Börsenbarometer, sondern nach alternativen Kriterien zusammengestellte Indizes ab. Diese sollen Anlegern ein besseres Risiko-Rendite-Verhältnis bieten.

Mehrere traditionelle Fondshäuser haben begonnen, in diesem stark wachsenden Segment eigene Produkte zu lancieren und so ein Stück vom Boom passiver Investments abzuschneiden. So hatte Fidelity dieses Jahr seine ETFs in Europa an den Markt gebracht. Nun zog Franklin Templeton mit der Palette unter dem Markennamen "Liberty Shares" nach. Patrick O'Connor verantwortet bei dem kalifornischen Asset Manager das ETF-Geschäft weltweit und erklärt im Interview mit FONDS professionell ONLINE, welche Ziele sein Haus verfolgt.


Franklin Templeton ist ein Haus mit langer Tradition im aktiven Management. Nun bieten Sie auch börsengehandelte Indexfonds. Wie passt das zur strategischen Ausrichtung des Hauses?

Patrick O'Connor: Dies fügt sich nahtlos in unser Gesamtkonzept ein. Denn wir konzentrieren uns auf den Bereich Smart Beta, der sehr gut zu unserem Profil passt. Dieses Segment verstehen wir als eine Erweiterung unseres aktiven Managements und nicht als Kannibalisierung. Keiner der ETFs konkurriert mit einem unserer bestehenden Portfolios. In den USA lancierten wir zudem aktive, börsengehandelte Fonds. Auch von diesen kopiert keiner einfach nur eine bereits bestehende, aktive Strategie, sondern ergänzt das Produktsortiment.

Der ETF-Markt scheint längst überlaufen.

O'Connor: Im ohnehin schon stark wachsenden ETF-Segment verzeichnen Smart-Beta-Fonds besonders hohe Zuwachsraten. Zudem decken noch nicht allzu viele Anbieter dieses Segment ab. Da ist noch reichlich Platz für einen Akteur wie Franklin Templeton. Hier können wir unsere Expertise in quantitativen Investments voll ausspielen.

In Europa bieten schon zahlreiche Häuser Smart-Beta-Produkte an. Wie unterscheiden sich die Franklin-Templeton-ETFs von den anderen?

O'Connor: Zwei der Produkte haben wir eigens für den europäischen Markt entwickelt. Die eine setzt auf europäische Dividendenwerte, die andere auf weltweite Qualitätsaktien. Hier wird das Universum zudem nach Nachhaltigkeitskriterien gefiltert. Bei unserem globalen SRI Fonds stützen wir uns auf die Expertise von MSCI, wie bei der gesamten Indexberechnung für die LibertyQ-Serie. Zudem haben wir Strategien auf große US-Aktien und globale Dividendentitel nun als europäische Fonds lanciert. Alle vier verfolgen einen Multi-Faktor-Ansatz: Wir achten bei der Titelselektion auf Qualität, Bewertung, Momentum und eine niedrige Volatilität.

Wer soll Ihre ETFs denn kaufen?

O'Connor: Wir richten uns an alle Anlegertypen, von institutionellen Investoren über unabhängige Berater bis hin zu Privatkunden. Die Nachfrage nach ETFs stammt vonseiten der Kunden. Wir können mit Fug und Recht sagen, dass wir im Kontakt mit allen relevanten Gruppen standen und auf ihre Bedürfnisse eingegangen sind. Für unsere Kunden ist das Vehikel ETF eine Hülle von mehreren, mit dem sie ihre Strategien umsetzen und ihre Anlageziele erreichen wollen.

Allerdings sind Smart-Beta-ETFs meist teurer als herkömmliche Indexfonds.

O'Connor: Nicht bei uns. Die Kosten bei den in Frankfurt notierten Produkten reichen von 25 bis 45 Basispunkten. Das ist im Konkurrenzvergleich günstig.

Dürfen auch Franklin-Templeton-Fondsmanager in die hauseigenen ETFs investieren?

O'Connor: Ja, das dürfen sie. Insbesondere das Multi-Asset-Team greift bei der Umsetzung seiner Strategien auch auf ETFs zurück.

Welche weiteren ETFs möchten Sie in Europa auflegen?

O'Connor: Wir dürfen leider keine Details über unsere Produkt-Pipeline verraten. Aber wenn Sie auf unsere Plattformen in den USA und Kanada schauen, könne Sie das Potenzial erahnen. Dort bieten wir eine ganze Reihe an Smart-Beta-Produkten auf Aktien und Anleihen sowie aktiv gemanagte ETFs.

Andere Anbieter berichten über Schwierigkeiten bei der Zulassung von aktiven ETFs. Wie erging es Ihnen?

O'Connor: Das kommt darauf an, ob man das gesamte Portfolio veröffentlichen will oder nicht. Unsere Manager haben kein Problem damit, dieses komplett offenzulegen. Da es sich um Anleihestrategien handelt, ist die Gefahr gering, dass diese kopiert werden oder Spekulanten versuchen, den Transaktionen vorzugreifen. Die Liquidität in Bereichen des Anleihenmarkts ist größer und die Strategien sind viel komplexer als bei Aktien. Die Gefahr des sogenannten "Front Running“ erachten wir hier als gering.

Vielen Dank für das Gespräch. (ert)