Oft sind es die einfachen Erkenntnisse, die eine große Tragweite haben. So sind es am Ende immer wieder die Kosten einer Geldanlage, die in erheblichem Maße über den tatsächlichen Anlageerfolg eines Investments entscheiden. Angesichts der verstärkten Anstrengungen des Gesetzgebers in Sachen Kostentransparenz sollte man meinen, dass diesen Ansprüchen mit dem Ausweis der Total Expense Ratio (TER) – zu deutsch: der Gesamtkostenquote – bereits Genüge getan ist.

Dennoch kommt es immer wieder zu bösen Überraschungen. Das zeigt eine Studie, die das in Bensheim bei Frankfurt ansässige "Petersmann Institut für den unabhängigen Finanzberater" gerade veröffentlicht hat. Die Analyse, die Initiator Hartmut Petersmann mit der Frage "Motiv Habgier?" überschrieben hat, belegt erneut, dass Transaktionskosten die Anlageergebnisse manches Fonds am Ende negativ beeinflussen können – unter Umständen massiv.

VV-Fonds erstmals duchleuchtet
Für die Fondssegmente "Aktien Europa" und "Aktien Global" legt Petersmann entsprechende Zahlen bereits zum zweiten Mal vor (im E-Magazin von FONDS professionell können angemeldete Nutzer die zugehörigen Artikel "InTERessante Dimensionen" aus Heft 4/2014 sowie "Eine Runde geht noch" aus Heft 4/2015 einsehen). Neu behandelt werden in der vorliegenden Studie auch die sogenannten vermögensverwaltenden Fonds (VV-Fonds).

"Unser Update zur Studie über die Transaktionskosten in Publikumsfonds sowie die Erweiterung um die vermögensverwaltenden Fonds bestätigt den Eindruck unserer ersten Analyse aus dem Jahr 2014 und liefert neue Erkenntnisse über die aktuelle Renaissance der Mischfonds", erklärt dazu Initiator Hartmut Petersmann. Die Transaktionskosten stellen nach wie vor eine laut Petersmann "ungeahnte Dimension innerhalb der Gebührenstruktur in Publikumsfonds" dar.

Musterknaben in der Minderheit
Insbesondere bei defensiveren Anlagestrategien der vermögensverwaltenden Fonds seien die Gesamtkostenbelastungen unverhältnismäßig hoch und würden sich erheblich negativ auf die Renditen der Anleger auswirken. "Positiv fallen Gesellschaften wie die Deutsche Asset Management oder auch Fidelity auf, deren Konzepte in diesem Segment durchweg fair gepreist sind", so Petersmann. Hier gebe es weder Performance- noch auffällig hohe Transaktionsgebühren. Das lasse sich von der Deka nicht sagen, die selbst bei einem ausgewogenen Konzept wie dem "Basis-Anlage 60-Fonds" auf eine TER nahe zwei Prozent komme – deutlich über dem Durchschnitt.

Als weitere Negativbeispiele, die sich aus der Studie ergeben, nennt Petersmann die hierzulande weniger bekannten Fonds "Oyster Absolut Return" aus der defensiven Risikoklasse und "Oyster Diversified" aus der ausgewogenen Gruppe – mit einer überdurchschnittlich hohen TER und einer extra Performancegebühr, die Anleger je nach Fonds pro Jahr zwischen 0,3 und 0,5 Prozent zusätzlich kostet. Hinzu kommen Transaktionskosten zwischen 1 und 1,3 Prozent des Fondsvermögens. Oyster gehört zur Schweizer Syz-Bank, die selbst Wertpapierhandel anbietet und somit an den Wertpapiergeschäften der Fondstochter mitverdienen könnte.

Publikumslieblinge langen deftig hin
"Aber auch Anbieter wie Carmignac liegen regelmäßig weit über zwei Prozent, was die Gesamtkosten für ihre Künste angeht", so Petersmann. Angesichts der hohen Gewichte an "zinslosen Risiken" im Portfolio könne man das bestimmt nicht als kundenfreundlichen Preis bezeichnen. Beim deutschen VV-Fonds-"Staranbieter" Flossbach von Storch wiederum kritisiert Petersmann die erfolgsabhängige Vergütung, die zudem nur in den Tranchen für Privatanleger erhoben wird.

Verschwiegene Zunft
Ähnlich zwiegespalten wie die Ergebnisse der Untersuchung ist laut Petersmann die Fondsindustrie selbst, was die Gesamtkosten-Betrachtung als solche sowie deren offene Kommunikation auf Publikumsfonds-Ebene betrifft.

Ein ehrlicher Dialog über die Gesamtkostenbelastung der jeweiligen Fonds ist innerhalb der Branche möglicherweise auch deshalb noch nicht entstanden, weil die Marktteilnehmer bisher kein "Unrechtsbewusstsein" entwickeln konnten – mangels Transparenz. Das könnte sich mit Inkrafttreten der Mifid-II-Richtlinie durchaus ändern. (hh)


Bestellt werden kann die Studie zum Preis von 1.680 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer per E-Mail unter dem Stichwort „Studie Transaktionskosten“ bei hp@petersmann-institut.de. Einen ausführlichen Bericht dazu lesen Sie der kommenden Heftausgabe 1/2016 von FONDS professionell, die Ende März erscheint.